Dart Profis – Mervyn King – „The King“

Bevor seinem damals überraschenden Wechsel 2007 zur PDC, gehörte Mervyn King zu den Aushängeschildern der BDO. Dort konnte er 2004 das World Masters und 2005 das Zuiderduin Masters gewinnen. Zu einem Sieg bei der BDO-Weltmeisterschaft reichte es allerdings nie, auch bei der PDC stehen sechs Finalteilnahmen bei Major-Turnieren auf dem Zettel, ohne den bisherigen ganz großen Coup.
BDO-Ikone ohne WM-Titel
Mervyn King galt immer als einer der besten Dartspieler der
WDF.
Er hatte seinen ersten Auftritt bei der BDO
Lakeside Weltmeisterschaft im Jahre 1997, wo er die komplette
Dartszene mit einem für damals neuen Rekord von 30 geworfenen
180ern schockte und auf Anhieb das Halbfinale erreichte, in dem er
nur von dem späteren Weltmeister Les Wallace
gestoppt werden konnte. 2002 verlor er das Finale gegen Tony
David und 2004 passierte ihm das gleiche Schicksal gegen
Andy Fordham.
Man kann schon
sagen, dass die Lakeside-WM immer das Turnier schlechthin für ihn
war und in seinen letzten Jahren bei der BDO erreichte er häufig das
Viertel- bzw. Halbfinale und konnte dort in der Regel nur vom
zukünftigen Weltmeister aufgehalten werden. Aber trotz seiner
Klasse gelang es ihm nicht, diesen Titel auf die Liste seiner
Erfolge zu verbuchen. Seine Art sorgte durchaus das ein oder andere
Mal für Unruhe: So hatte er auch 2006 im Rahmen der Dutch Open für einen echten Eklat gesorgt, als er
sich weigerte sein Spiel gegen Tomas Seyler
anzutreten, da dieser ja per Definition ein PDC-Spieler sei (Seyler
hatte in diesem Jahr zum ersten Mal an der PDC-WM teilgenommen). Aufgrund seines Protestes
wurden sowohl Seyler als auch die anderen betroffenen Spieler aus
dem Turnier genommen, obwohl sich z.B. Jan van der Rassel am Vortag bereits für das
Viertelfinale qualifiziert hatte. Mit dem World
Masters 2004 und den Zuiderduin
Masters 2005 holte sich King aber zwei große Titel bei der
BDO.
Überraschender Wechsel zur PDC
Vor diesem Hintergrund verwunderte es umso mehr, als Mervyn King
dann Anfang Februar 2007 seinen Wechsel zum ehemals so von ihm
gehassten Konkurenzverband PDC bekannt gab, obwohl er bei der
zuvor stattgefundenen BDO-WM noch alles wehement bestritten hatte.
Jeder, der sich mit der
Lakeside-WM auskennt, wird seinen berühmten Wutausbruch gegenüber
dem BBC-Reporter: „Just ask Robert Holmes“ wohl niemals vergessen.
Somit folgte King dann
2007 als letzter Spieler seinen ehemaligen KeukenConcurrent
Teamkollegen Michael van
Gerwen, Jelle Klaasen und Vincent van der Voort zur PDC.
Innerhalb des ersten Jahres schaffte er es unter die Top 32 und
nahm somit 2008 zum ersten Mal an der PDC Dart-Weltmeisterschaft
teil, wo er sich in der ersten Runde nur sehr knapp mit 3:2 gegen
den deutschen Teilnehmer Michael
Rosenauer durchsetzen konnte. Anschließend hatte er es im
zweiten Jahr geschafft in die Top 6 der PDC Order of Merit vorzustoßen, was ihm seine
Teilnahme an der Premier
League Darts 2009 ermöglichte, wo er im Halbfinale mit seinem
10:6-Sieg über Phil Taylor für die Sensation gesorgt
hatte. Im Finale unterlag er dann allerdings mit 8:13 gegen
James Wade.
Immer wieder nah am Major-Erfolg
Und obwohl man den Eindruck hatte, dass sich sein Gemüt durch
seinen Wechsel zur PDC ein wenig beruhigt hatte, gab es doch immer
wieder noch kleine Aussetzer. Im August 2009 wurde er wegen
unsportlichem Verhaltens während seines Premier League Finals gegen
James Wade von der DRA zu einem damaligen Rekord-Strafgeld in Höhe von
£4.000 verurteilt. 2010 erreichte King dann auch das Finale der
Players Championship Finals in der alten Circus
Tavern, verlor aber gegen Paul Nicholson
mit 11:13.
2012 stand „The King“ im
Endspiel des World Grand
Prix in Dublin, wo er jedoch nach 4:1-Führung am Ende doch noch
Michael van Gerwen mit 6:4 den Vortritt lassen musste. Auf der
European Tour verlor er gegen genau
diesen Michael van Gerwen das Finale der Austrian Darts Open 2013 mit 3:6. Noch enger
wurde es bei den German Darts
Masters nur wenige Monate später, dort musste sich King äußerst
knapp mit 5:6 Steve Beaton beugen. Die Serie der
Finalnniederlagen setzte sich bei den Dutch Darts Masters 2014 fort, dieses Mal war
wieder MvG zu stark. Beim European Darts Grand Prix 2014 konnte der „König“
dann endlich den Bann brechen und dank eines 6:5-Finalsiegs über
Michael Smith sein erstes European Tour Turnier
gewinnen. Zuvor bewies King schon bei den UK Open, dass seine
Formkurve deutlich nach oben zeigte, erst im Halbfinale war gegen
den späteren Sieger Adrian Lewis mit 6:10
Endstation. King legte beim World
Matchplay ein Viertelfinale, bei den European Championship und beim
Grand Slam of Darts ein Halbfinale und
beim Masters einen weiteren Major-Finaleinzug nach.
Beim Masters war King so nah an seinen PDC-Major-Sieg dran wie noch
nie zuvor, er lag im Finale bereits mit 9:2 in Führung und war
wenig später nur noch ein Leg vom Matchgewinn entfernt, doch James
Wade schaffte das Wunder und konnte das Spiel noch mit 11:10 zu
seinen Gunsten drehen. 2016 spielte King ein solides Jahr, ohne
jedoch großartig auf der Tour zu glänzen. „Merv“, wie er von vielen
genannt wird, spielt seit Jahren mit Ohrstöpseln und hat leider
immer wieder mit Rückenproblemen zu kämpfen.
Klasse blitzt immer wieder auf
Gegen seinen guten Freund Steve West gelang
King in der ersten Runde der WM 2017 nach einem 0:2-Satzrückstand
noch das Comeback und er siegte schließlich in der Verlängerung.
Auch in seinem
Zweitrundenspiel gegen Michael Smith fightete sich King nachdem er
1:3 zurückgelegen hatte zurück, diesmal schaffte er es aber nicht
das Spiel komplett zu drehen und verlor knapp mit 3:4 in der
Verlängerung. Doch das Jahr 2017 sollte für den König wieder ein
besseres werden, viele gute Ergebnisse auf dem Floor und vor allem
eine starke European
Darts Open, wo er sich nur im Finale gegen Peter Wright geschlagen geben musste, brachten King
in den Ranglisten wieder nach vorne. Trotzdem folgten auch
weiterhin immer wieder schwächere Matches, so auch bei der WM 2018,
wo er dem Österreicher Zoran
Lerchbacher trotz 2:0-Satzführung mit 2:3 unterlag. Vier Jahre
nach seinem letzten Turniersieg, gewann King dann das Finale des
15. Players Championship des Jahres Ende Juni in Barnsley gegen
James Wade. Bei der WM 2019 bezwang King zunächst
Jan Dekker in der Verlängerung mit 3:2. Gegen
Brendan Dolan unterlag er dann aber mit 2:4. Im
weiteren Verlauf des Jahres wies King immer wieder schwankende
Leistungen auf. Beim World Matchplay besiegte er aber die höher
gehandelten Nathan Aspinall und Gary Anderson, ehe er an Michael
Smith unter den letzten acht scheiterte. Auch beim World Grand
Prix und den Players Championship Finals ging es ins Viertelfinale.
Bei der WM gewann er sein Zweitrundenspiel, ehe er gegen Simon Whitlock rausflog.
Finale beim Masters macht Hoffnung
Seine Klasse bewies King
Ende September 2019, wo er bei den German Darts Championship das
Halbfinale erreichte und damit eine weitere Teilnahme am World
Grand Prix absicherte, bei dem er allerdings früh scheiterte. Bei
den Players Championship Finals 2020 schaffte er den
Halbfinal-Einzug, wo er Peter Wright deutlich mit 11:4 bezwang.
Damit spielte sich King in sein erstes Major-Finale seit 2014,
allerdings unterlag er im Entscheidungsleg gegen Michael van Gerwen. Trotzdem nahm er den Schwung
mit und besiegte zum Auftakt der PDC-WM 2021 Max Hopp mit
3:1. Einen klaren 4:0-Erfolg feierte King dann gegen José de Sousa, eine bessere WM-Partie spielte er
wohl nie zuvor. Das Aus kam dann aber gegen Gerwyn
Price, nur einen Satz konnte er gewinnen. Beim Masters knüpfte er an seine gute Form an und
erreichte nach Siegen gegen Glen
Durrant, Rob Cross, Nathan Aspinall und Gerwyn
Price zum zweiten Mal nach 2014 das Finale. In diesem erwies sich
Jonny Clayton als zu stark und King war 8:11
unterlegen. Damit endeten auch die Hoffnungen, die sich King auf
den letzten Premier League Platz machen durfte, da Clayton
automatisch den Zuschlag erhielt. Bei den UK Open musste sich King
gegen seine Auftakthürde José de Sousa in Runde 1 verabschieden,
auch beim World Matchplay konnte er kein Spiel siegreich gestalten.
Beim World Grand Prix erreichte King das Achtelfinale, wo er
Titelverteidiger Gerwyn Price unterlag. In Runde 1 war allerdings
bei der European Championship Schluss. Über den Tourkartenqualifier
sicherte sichder gebürtige Ipswitcher erstmals die Teilnahme an den
World Series of Darts Finals. Dort ließ er James
Wade und Madars Razma beim 6:0 keine Chance, war
aber gegen Michael van Gerwen beim 5:10 im Viertelfinale selbst
chancenlos. Beim Grand Slam of Darts scheiterte er jedoch in der
Gruppenphase, auch bei den Players Championship Finals ging es als
Vorjahresfinalist nicht über Runde 1 hinaus.
Folgt noch der große Coup?
In der ersten Runde der WM 2022 konnte King einen 0:2-Satzrückstand gegen Ryan Joyce noch eindrucksvoll drehen, gegen Steve Lennon gab er wiederum keinen Satz ab. Das nächste Comeback folgte gegen Raymond Smith, den er nach 1:3-Rückstand mit 4:3 schlug. Gegen James Wade war der Tank dann aber leer, im Viertelfinale gelang King kein Satzgewinn. Als Vorjahresfinalist gelang ihm in der ersten Runde des Masters 2022 gegen Ryan Searle nur ein Leggewinn. Bei den UK Open konnte er auch kein Spiel siegreich gestalten. Generell waren die Ergebnisse in 2022 eher wechselhaft, so auch seine Erstrundenniederlage bei den Players Championship Finals. Auch auf dem Floor konnte er keine großen Bäume ausreißen. Daher war King auch nur auf Position 27 der Weltrangliste für die WM 2023 gesetzt, gewann aber sein Auftaktspiel gegen Danny Baggish mit 3:2. In der dritten Runde hatte er dann aber gegen Rob Cross keine Chance und verlor mit 1:4. Bei den UK Open 2023 war Dimitri van den Bergh unter den letzten 32 zu stark. Sonst war 2023 von King nahezu nichts zu hören, er verpasste auch die WM-Qualifikation. Nach langer Zeit ging es bei den UK Open 2024 wieder in ein Major-Achtelfinale, dennoch war auch das Jahr 2024 weitestgehend enttäuschend. Immerhin qualifizierte er sich für die Players Championship Finals, wo er gegen Damon Heta allerdings machtlos war. Da er auch im PDPA Qualifier nicht erfolgreich war, musste King dann tatsächlich auch seine Tourkarte abgeben. Bei der Q-School gelang der direkte Rückschlag nicht, im darauffolgenden ersten Challenge Tour Wochenende errreichte er auch einmal das Finale. Zum ersten Mal war King dann bei der World Senior Darts Championship mit dabei, verlor aber überraschend klar direkt mit 1:3 gegen Derek Coulson. Anfang Mai feierte er schließlich seinen ersten Titel auf der Challenge Tour, ein weiteres Finale folgte nur zwei Tage darauf. Beim Champion of Champions Turnier verlor er sein erstes Spiel gegen Richie Howson. 2026 kehrt er über die Challenge Tour auf die PDC-WM-Bühne zurück.
Fakten zur Person:
Name: Mervyn King
Spitzname: The King (der König)
Geburtstag: 15.03.1966
Geburtsort: Ipswitch, Suffolk (England)
Heimatort: Bradwell, Norfolk (England)
Nationalität: England
Familienstand: Verheiratet
Kinder: –
Spielt Dart seit: 1979
Profi seit: 2007
Darts: Winmau Mervyn King 22g
Sponsoren: Winmau, Les Burons, UK Pallet
Commercial Deliveries.com
Händigkeit: Rechtshänder
Einlaufmusik: „King Of Kings“ von Motörhead
9-Darter: 4x (South African Masters 2009, UK
Open 2010, Championship League Darts 2013 und Pro Tour 2009)
Offizielle Webseite: –
Twitter: –
Gewonnene Titel und Leistungen:
PDC-Major:
PDC-WM: Halbfinale 2009
Premier League: Runner-Up 2009
World Grand Prix: Runner-Up 2012
Players Championship Finals: Runner-Up 2010 und
2020
The Masters: Runner-Up 2014 und 2021
World Matchplay: Halbfinale 2009
UK Open: Halbfinale 2014
Grand Slam of Darts: Halbfinale 2008 und 2014
European Championship: Halbfinale 2014
Las Vegas Desert Classic: Viertelfinale 2008 und
2009
World Series of Darts Finals: Viertelfinale
2021
PDC-Turniere:
Pro Tour: 7x Sieger (2x 2008, 2x 2010, 2x 2011, 1x
2018)
European Tour: Sieger
European Darts Grand Prix 2014
Challenge Tour: 1x Sieger 2025
Q-School: Teilnahme 2025
BDO-Major:
BDO-WM: Runner-Up 2002 und 2004
World Masters: Sieger 2004
Zuiderduin Masters: Sieger 2005
International League of Darts: Sieger 2005
World Darts Trophy: Runner-Up 2003 und 2005
WDF Europe Cup Singles: Runner-Up 2002
WDF World Cup Singles: Halbfinale 2001 und
2005
British Matchplay: Halbfinale 1997
Weitere
Turniere:
Antwerp Open: Sieger 1999
British Classic: Sieger 1998, 1999 und 2002
British Open: Sieger 2000
Dutch Open: Sieger 1997
Finnish Open: Sieger 1997 und 2000
French Open: Sieger 1996
Swiss Open: Sieger 2005
WDF Europe Cup Pairs: Sieger 2002
WDF Europe Cup Team: Sieger 2000 und 2004
WDF World Cup Pairs: Sieger 2003
WDF World Cup Team: Sieger 1999 und 2001
Besondere Leistungen & Auszeichnungen:
PDC-Awards:
TV-Performance des Jahres: 2010 – Premier League,
Halbfinale gegen Phil Taylor
Bester Newcomer: 2008
(jeweils im Januar erhalten für die Vorsaison)
Interviews:
[Interview mit Mervyn King bei den European Darts Open 2017]
Foto-Credits: PDC/PDC Europe
