Die Geschichte des Dartsports
Obwohl es keine genauen historischen Aufzeichnungen darüber gibt, wann und wo das Dartspielen genau entstanden ist, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass die Ursprünge des Dartsports auf jeden Fall in England zu finden sind. Ob das Dartspiel dort bereits im Mittelalter oder doch erst wesentlich später entstanden ist, ist momentan bei Historikern und Experten jedoch noch ziemlich umstritten. Es steht jedoch fest, dass der "moderne" Dartsport, wie wir ihn heute kennen, um 1900 herum in den drei großen Industriezentren London, Yorkshire und Manchester entstanden ist. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Beweise für die Existenz von Dart-Teams (siehe Abb. rechts). Der Aufbau des Dartboards deutet durchaus darauf hin, dass die ersten Dartboards wirklich aus den Böden von alten Bierfässern hergestellt worden sind, wie eine der Legenden besagt. Die Einteilung der Scheibe in die einzelnen Segmente erinnert ebenfalls stark an die Risse in einer ausgetrockneten Baumscheibe, die Double- und Triple-Felder sind wohl später aus den Ringen des Baumes entstanden, um das Spiel noch reizvoller zu gestalten.
Die Anordnung der Felder auf dem Dartboard wurde 1896 vom englischen Zimmermann Brian Gamlin festgelegt. Er wollte ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel ermöglichen, aus diesem Grund ordnete er neben den hohen Punktzahlen immer niedrigere an, um einen Fehlwurf dementsprechend zu bestrafen. Und inzwischen haben sich auch die Mathematiker mal mit der Anordnung der Felder beschäftigt, es gibt 121.645.100.408.832.000 verschiedene Möglichkeiten die 20 Felder nebeneinander auf dem Board anzuordnen, aber trotzdem gilt die von Gamlin gemachte Einteilung bis heute als die nahezu perfekte gleichmäßige Verteilung der Punkte. Und genau diese einzigartige Mischung aus der Punkteverteilung und den verschiedenen Wertungen macht heute auch nach jahrzehntelangem Dartspielen noch die Faszination des Dartspielens aus.
Der erste schriftliche Beweis für die Existenz des Dartsports ist eine Anzeige für Dartboards im "Stationer, Printer & Fancy Trades Register" von 1901. Nachdem Mitte der 30er-Jahre noch mit ca. 10 cm langen Holzpfeilen mit Metallspitzen und Federn geworfen wurde, setzten sich nach und nach bis zum 2. Weltkrieg die Messingpfeile (die sogenannten Brass-Darts) durch. Und so kam es auch, dass 1937 die Londoner Stadtmeisterschaft (mit damals ca. 300.000 (!) aktiven Teilnehmern das mit Abstand größte Turnier aller Zeiten) von der damaligen englischen Königin Queen Mum persönlich eröffnet bzw. angeworfen (siehe Foto links) wurde.
Im Zuge der Geschichte des Dartsports gibt es jedoch eine wahre Begebenheit, bei der es sich definitiv lohnt, diese besonders hervorzuheben, weil sie den Siegeszug des Dartspiels in England erst ermöglicht hat: Um die Jahrhundertwende war Glücksspiel in England in der Öffentlichkeit, also auch in den Pubs verboten. Dem Besitzer eines Pubs in Leeds, welcher 1908 deshalb als Angeklagter vor Gericht stand, gelang aber seinerzeit vermutlich der wichtigste Sieg für den späteren Erfolg des Dartsports. Er konnte innerhalb der Gerichtsverhandlung den Richter mit Hilfe eines Dartboards sowie seiner Pfeile durch mehrere Spiele davon überzeugen, dass der Erfolg beim Dartspielen durch Können zustande kommt und ein Spiel eben nicht durch Glück entschieden wird. Beeindruckt von dieser Vorstellung musste auch der Richter feststellen: "This is no game of chance" - "Dies ist kein Glücksspiel", und ab diesem Zeitpunkt wurde der Dartsport von dem Verbot ausgenommen, was die Verbreitung des Sports in den englischen Pubs sicherlich beschleunigt und begünstigt haben dürfte.
Die eigentliche Revolution der Dartpfeile im technischen Sinne fand aber um 1960 herum mit der Einführung des Tungsten Barrels statt. Dieses Material ermöglichte erstmals die Herstellung von sehr schmalen, schlanken aber dennoch adäquat schweren Darts, welche heute aus dem modernen Dartsport gar nicht mehr wegzudenken wären.
Mit dem Wechsel auf Tungsten Darts stiegen auch die Averages und so fand der Dartsport dann ab 1970 zuerst mit dem News of the World Turnier auch Einzug in die englischen Wohnzimmer durch TV-Übertragungen. Es folgten immer mehr TV-Turniere und 1978 startete dann die BBC mit der professionellen Darts World Championship ebenfalls ihre Dart-Übertragungen. Anfang der 80er Jahre befand sich der Dartsport in England auf dem absoluten Höhepunkt, die professionellen Dartspieler waren echte Stars und jeder auf der Straße erkannte die Spieler. Im Jahre 1992 kam es dann zu jenem allgemein als "Darts-Split" bezeichneten Ereignis, welches zur Trennung zwischen PDC und BDO führen sollte. Alle Informationen dazu findet ihr in unserem eigenen Artikel: Der "Darts Split" - Wie es zur Trennung zwischen PDC und BDO gekommen ist.
Nach dem Darts-Split übernahm die PDC die weltweite Führungsrolle im professionellen Dartsport. Mit der zunehmenden Entwicklung konnten mittlerweile immer mehr Spieler den Dartsport zu ihrem Beruf machen. Die Preisgelder steigen nahezu exponentiell an und die TV-Rechte sind ebenfalls so begehrt wie nie zuvor. Dies zeigt sich nicht zuletzt durch das steigende Zuschauerinteresse, niemals wäre es sonst denkbar gewesen, dass sich über 20.000 Zuschauer in den großen Austragungsorten der PDC versammeln. Der Dartsport ist zu einer der am rasantesten wachsenden Sportarten der Welt geworden, die PDC vermarktet Darts mittlerweile auf der ganzen Welt. Auch die PDC-Weltmeisterschaft ist mit 96 Teilnehmern mittlerweile so groß wie nie zuvor. Mittlerweile wurde Darts durch die Aufnahme in die Nationalen Olympischen Komitees auch offiziell in den meisten Ländern als Sport anerkannt. Der offizielle Weltverband ist die WDF, die Darts-Nationalmannschaft wird in Deutschland offiziell durch den DDV gebildet, der im DOSB organisiert ist.