Martins Zwischen-Wurf: World Matchplay Darts 2017

Phil Taylor gewinnt World Matchplay 2017

PDC World Matchplay Darts 2017... oder: hattet Ihr auch Temperatur im Gesicht?

Nun ist sie vorbei, die letzte PDC World Matchplay Darts 2017 des aktiven Phil Taylor und damit ja eigentlich auch unsere, die wir ihm immer mit ungläubigen Erstaunen an den Pfeilen hingen. Aus und vorbei… aber mit welchem Ende? Im Ernst und mal ganz ehrlich… hättet Ihr das für möglich gehalten? Das er, der beste und erfolgreichste Dartspieler aller Zeiten, auf seiner Farewell-Tour nochmals so die Keule auspackt und in seinem Wohnzimmer, den Winter Gardens Blackpool, quasi das alleinige immerwährende Wohnrecht einfordert… und erhält? Gehofft und gewünscht haben es vielleicht einige, so richtig dran geglaubt aber wohl nur wenige, oder?

Doch mal Butter bei die Fische…. soooo dolle war das gesamte Turnier in den Augen des verwöhnten Dart-Zuschauers nicht, fand ich jedenfalls. Einzig Daryl „Joe Cool goes to School“ Gurney und Phil Taylaaa (Gruß an Tomas Seyler) haben mich überzeugt, der Rest vom Fest der Weltklasse war das in den entscheidenen Momenten eben halt nicht, woran es auch immer gelegen hat. Gurney hat sicherlich das bis dato beste und erfolgreichste Turnier seiner noch jungen Karriere gespielt, im Spiel gegen Peter Wright allerdings doch aufgezeigt bekommen, das Dart auch ein Psychospiel sein kann. Und Phil? Der folgte seiner Spur, schob die ihm im Weg liegenden Stolpersteine (Gerwyn Price, Raymond van Barneveld, Michael van Gerwen, Adrian Lewis und Peter Wright) letztlich wie Asterix nach dem Genuss des Zaubertrankes auf die Seite. Wenn man sich allein diese Namen auf der Zunge zergehen lässt, von den Endergebnissen einmal abgesehen, dann ist das wahrlich eine grandiose Leistung, welche nicht hoch genug zu bewerten ist. 72 gewonnenen Legs stehen 31 verlorene gegenüber… über das gesamte Turnier - Wahnsinn!

Mir kamen die Gegner ja alle irgendwie ein wenig „gehemmt“ vor, Euch auch? Was mich allerdings besonders erstaunen ließ, das selbst MvG scheinbar die Hosen voll hatte… oder vielleicht auch nur einen schlechten Tag, was natürlich auch ihm gestattet ist. Aber ob sie nun Lewis oder Wright hiessen, alle hatten ihren Einbruch, alle im Prinzip nie den Hauch einer Chance gegen dieses Unwetter, das über sie hereinbrach. Natürlich muss ich erwähnen, das ich die Buh-Rufe gegen MvG (auch gegen Peter Wright vs. Daryl Gurney) wirklich bescheuert fand und Tomas Seyler hatte schon Recht, indem er anmerkte, das auch dieses ihm unbekannt ist, vor allem, wenn sie bei 400 Punkten Rest beginnen! Aber ob die Spieler das wirklich noch wahrnehmen? Bei dem ganzen Tumult? Ich weiß nicht recht, aber vielleicht sollten die Caller vorab an die Fairness der Zuschauer gegenüber den Pfeilkünstlern hinweisen, ein Versuch wäre es wert. „Hörlich" erschienen mir jedoch keine deutschen Zuschauer vor Ort zu sein, so dass Timo Werner nicht besungen wurde und auch die Holländer wenigstens singbildlich noch Chancen auf eine Teilnahme an der WM haben... na ja, ist ja momentan auch noch Saison auf Mallorca ...

Ich hatte heuer das Glück, beide Arten der TV-Präsentation erleben zu dürfen, in Holland auf RTL7 und eben die deutsche Übertragung auf Sport1. Was soll ich sagen, welche empfand ich als die bessere? Die Holländer haben das Ganze sehr ruhig aufgezogen, auch 2 Kommentatoren (keine Ahnung, wer das war) während der Spiele, im Studio (ähnlich der englischen Übertragung) mit Moderator und 2 bis 3 Spielern (Co Stompé, Vincent van der Voort und/oder Roland Scholten)… alles sehr ruhig, alles sehr sachlich. Selbst Roland Scholten hatte keine Fragen und es ließ sich ihm auch kein „uuuiiiuuuiiiii“ entlocken. Und Sport 1? Ich glaube, es war das Viertelfinale, welches Shorty und Sascha Bandermann (???) kommentierten (sehr angenehm), so dass ich im ersten Moment annahm, Elmar Paulke wäre schon jetzt komplett zu Pro 7 gewechselt oder hätte zurückgefunden in seinen Lehrberuf als Eintänzer am Autoscooter auf der Lütgendortmunder Pflaumenkirmes*… nein nein nein, bevor sich jemand aufregt… war nur Spaß!!! Haben sie gut gemacht, finde ich jedenfalls… Shorty, unsere lebende Knorr-Buchstabensuppe, anarcho wie immer „…da stehen ihm die Vorderzähne zu eng…“ (göttlich) und selbst Elmar fiel mir nicht durch übersteigertes Gehabe auf… gut, die Fragen auf Facebook… hatten wir ja alles schon…

Was bleibt? Das Wunder von Blackpool mit der Erkenntnis, das Legenden noch legendärer werden? Das dem einen oder anderen langsam die Gewissheit einholt: lange werden wir uns nicht mehr an den Dart-Künsten von „The Power“ erfreuen dürfen? Oder aber, das es noch ein Dart-Leben nach Phil Taylor gibt und geben wird? Alles trifft irgendwie zu, oder? Und auch nach Phil werden wir weiter unseren Sport lieben, den Heroen nimmersatt zusehen und uns an deren Darbietungen reiben und ergötzen… wobei ich für mich anmerken muss: ich freue mich unheimlich auf die PDC Weltmeisterschaft 2018 im Winter, wissentlich, es wird ultimativ der Abschied sein. Aber wisst Ihr was: Er wird gewinnen, da bin ich mir ganz sicher… denn das sind Geschichten, die schreibt das Leben und in seinem Dart-Leben fehlt nur noch dieser eine Punkt zur absoluten Dart-Unsterblichkeit - Phil Taylaaa… The grääätest Playaaa of the Wöööörld!

Anmerkung und wahrlich erwähnenswert: ich mochte Peter Wright von Beginn seiner für mich öffentlich wahrnehmbaren Dart-Karriere sofort, jetzt aber, nachdem er echte Emotionen auf dieser riesigen Bühne gezeigt hat und in Anbetracht dessen, Phil Taylor seinen Einlaufplatz zu überlassen, liebe ich diesen Menschen… Peter Wright ist nicht nur ein Darter der Weltklasse, nein, er ist auch genau in den richtigen Momenten Mensch… Mein größter Respekt und ich ziehe meinen unsichtbaren Hut vor ihm!!!!



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Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig