Donnerstag, 13. Juli 2017 20:17 - Dart News von dartn.de
Zoran Lerchbacher hat bei der 16. Players Championship des Jahres Geschichte geschrieben. Als erst zweiter deutschsprachiger Spieler erreichte der Österreicher das Finale bei einem solchen Turnier. Im Interview mit dartn.de blickt der Steirer ausführlich zurück auf dieses Erlebnis. Außerdem spricht "The Hypercane" über die Medien und seine Schwierigkeiten auf großen Bühnen:
Dartn.de: Dein erstes Finale bei der PDC, wie hast du das geschafft?
Lerchbacher: Seit es in diesem Jahr die Super League Eastern Europe nicht mehr gibt, habe ich das eine Ziel. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft über die Pro Tour und damit auch eine Tourkarte über die Top 64 der Welt für 2018. Ich habe schon viele gute Turniere dieses Jahr gespielt und auch regelmäßig Preisgeld gemacht. Zu einem großen Run hatte es aber bislang nicht gereicht. Die Chancen waren da, aber ich habe sie nicht konsequent genug genutzt. Dieses Mal ist aber alles aufgegangen, ich habe mich bei vielen Spielen über die volle Distanz durchgekämpft und das kommt dann dabei heraus.
Dartn.de: Du hast diese engen Spiele schon angesprochen. Es ging ja direkt los mit zwei 6:5 Siegen gegen Tony Newell und Robert Owen. Das sind jetzt nicht die bekanntesten Spieler.
Lerchbacher: Im ersten Spiel gegen Newell war ich 0:3 zurück und habe das noch aufgeholt. Danach gegen Owen stand es sogar 1:5, aber dann habe ich fünf gute Legs gespielt, zwei Matchdarts überstanden und auch hier gewonnen.
Dartn.de: Gegen Mark Webster ging es dann leichter. Zumindest sagt das das Ergebnis von 6:2.
Lerchbacher: Das stimmt. Martin Schindler und Co. haben mich vor dem Spiel damit aufgezogen, dass ich immer erst so spät in Partien hineinkomme. Deshalb habe ich mir in diesem Match besonders vorgenommen, gleich von Beginn an voll da zu sein und das hat dann auch geklappt.
Dartn.de: Und dann ging es gegen Robert Thornton, gegen den du ja bei der letzten WM verloren hast. Am Ende hast du wieder 6:5 gewonnen. War da noch eine Rechnung für dich offen?
Lerchbacher: Ich persönlich habe gar nicht mehr an die Sache mit der WM gedacht. Vor allem zu Beginn der Partie hat mir Thornton ein paar Finishes auf dem Bullseye gespielt, dafür hat er dann einen 140er Check zurückbekommen. Im letzten Leg haben wir uns dann beide zügig runtergespielt, er hat zwei Darts verpasst und ich habe die Doppel 8 getroffen.
Dartn.de: Mit diesem Sieg hattest du dein erstes Viertelfinale geschafft. Mit welcher Einstellung bist du in die restlichen Spiele vom Turnier gegangen? War der Druck weg?
Lerchbacher: Erst einmal wusste ich durch dieses Ergebnis, dass ich meinen Flug um 18:10 Uhr nicht mehr bekomme. Glücklicherweise hat mir Max Hopp vor meinem Viertelfinale sehr geholfen und für mich nach Flügen geschaut. So konnte ich mich in Ruhe einspielen und musste mich nicht damit beschäftigen. Irgendwann hat er dann gemeint, dass wir zusammen mit einem Referee nach London fahren, wenn ich fertig gespielt habe, weil es von dort bessere Flugverbindungen gibt. Dann hatte ich erst einmal eine Sorge weniger. Von der Einstellung her war ich hoch motiviert, weil ich an diesem Tag mehrere Spiele nach Rückstand noch gewonnen habe. Ich wollte dann schon noch weiter erfolgreich spielen und gewinnen. Im Finale ist mir dann ein bisschen die Kraft ausgegangen. Ich bin es nicht gewohnt, bei einem PDC-Turnier so lange zu spielen. Ich bin aber natürlich voll zufrieden mit diesem Ergebnis.
Dartn.de: Was kannst du jetzt aus diesem Turnier mitnehmen? Abgesehen von 6.000 Pfund an Preisgeld für diverse Ranglisten.
Lerchbacher: Vor allem an diesem Tag habe ich es geschafft, immer an mich zu glauben und niemals aufzugeben. Egal was passiert, so lange der Gegner noch keine sechs Legs gewonnen hat, ist das Spiel nicht aus und alles ist möglich. Das habe ich für mich gelernt und mitgenommen.
Dartn.de: Jetzt stehst du dicht vor deinem Ziel. Es fehlen vielleicht noch ein paar Tausender für die Weltmeisterschaft und die Tourkarte. Hast du dir das für den Rest des Jahres vorgenommen?
Lerchbacher: Nein, ich schaue nicht auf die Order of Merit und die ganzen anderen Ranglisten. Ich will nicht wild herumrechnen. Ich will weiter Gas geben, alle Turniere mitnehmen, gut spielen und dann kommen auch die Erfolge und das Preisgeld von ganz alleine. Das Finale in Barnsley war jetzt ein erster Schritt, aber deshalb brauche ich mich nicht zurücklehnen.
Dartn.de: Du bekommst im Vergleich zu anderen Spielern in Österreich nicht gerade viel Aufmerksamkeit von den Medien. Stört dich das?
Lerchbacher: Es würde mich schon freuen, wenn die Medien mehr berichten würden. Oftmals wissen noch nicht einmal die kleinen Lokalzeitungen in meiner Gegend Bescheid. Im Endeffekt muss man aber auch sagen, dass ein Mensur Suljovic zum Beispiel auch schon deutlich mehr erreicht hat. Außerdem lebt er in Wien und da sitzen halt viele große Medien. Er hat noch dazu ein professionelles Management und die kümmern sich dann auch um eine entsprechende mediale Vermarktung. Ich werde weiter meinen Weg gehen und wenn mehr Erfolge von meiner Seite kommen, dann denke ich, dass es auch mehr Berichterstattung geben wird.
Dartn.de: Zum Schluss vielleicht noch ein eher unangenehmes Thema. Du hast seit deinem Sieg in der Vorrunde der vergangenen Weltmeisterschaft nur eines von sieben Bühnenspielen gewonnen. In vielen dieser Spiele hatte man das Gefühl, dass du es deutlich besser kannst. Was ist da derzeit das Problem?
Lerchbacher: Grundsätzlich fühle ich mich momentan schon noch wohler bei Turnieren außerhalb der Bühne. Das sieht man mir auch an, weil ich da deutlich lockerer bin. Es ist mein erstes volles Jahr bei der PDC und ich lerne immer noch viel Neues dazu. Ich muss da einfach weiter Erfahrung auf der Bühne sammeln und dann bin ich davon überzeugt, dass es dort oben mit der Zeit besser wird. Es kamen in diesem Jahr aber auch ein paar unangenehme Begleitumstände dazu. In Sindelfingen bei meinem Spiel gegen Max Hopp war das komplette Publikum gegen mich und das war sehr schwer für mich. Das hatte ich vorher so noch nie. Und zuletzt in Leverkusen war es im Practice-Room doppelt so heiß wie auf der Bühne. Ich musste alle 15 Minuten vom Einspielen weg, nach draußen und mich abkühlen. Ich habe unglaublich viel geschwitzt und muss wohl auch einen total roten Kopf gehabt haben. Ich würde gerne Tee bei solchen Turnieren trinken, aber den bieten sie leider nicht an. Kaffee ist nicht so meins und dann blieben mir nur kalte Getränke. Dadurch schwitzt man natürlich noch mehr. Die Bühne war in Leverkusen gar nicht so mein Problem. Ich war viel mehr damit beschäftigt, dass mir so heiß war.
Alle weiteren Interviews u.a. von den Austrian Darts Open und den European Darts Open gibt es [hier].
Foto-Credit: dartn.de
[kb]
Quelle: dartn.de
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