Mittwoch, 24. August 2022 12:30 - Dart News von dartn.de
Die PDC-Weltrangliste in ihrer aktuellen Form, also als "Geldrangliste", existiert bereits seit über 15 Jahren. Unser Autor Kevin Barth findet: Es wird höchste Zeit für Anpassungen an der so genannten "Order of Merit". Er sucht nach Lösungen und stellt in seinem Kommentar unter anderem in Frage, ob das Preisgeld wirklich 24 Monate unverändert stehen bleiben sollte.
Auch in der Berichterstattung auf dieser Webseite wird regelmäßig darüber gesprochen, wie eng das Feld bei der PDC inzwischen zusammengerückt ist. Alleine in diesem Jahr gab es bei den verschiedenen Ranglistenturnieren 18 unterschiedliche Sieger. Die aktuelle Rangliste mit ihrer zweijährigen Laufzeit ist nicht mehr der richtige Indikator für diesen Wandel. Die Preisgeldstruktur bei den großen Turnieren macht es immer noch möglich, dass sich die erfolgreichsten Spieler theoretisch ein ganzes Jahr aus dem Turnierbetrieb zurückziehen könnten und immer noch vorne mit dabei wären. Der Titel von José de Sousa beim Grand Slam of Darts liegt inzwischen rund 21 Monate zurück. In der Zwischenzeit ging seine Formkurve doch einigermaßen steil nach unten. Dank dem aktuellen Ranglistensystem blieb sein Preisgeld vom Grand Slam 2020 aber erhalten und er ging dennoch als Nummer Sieben der Welt ins World Matchplay. Dort konnte "The Special One" diesen Rettungsanker auch tatsächlich mit einem Viertelfinale nutzen.
Die radikalste Veränderung wäre die Umstellung auf eine einjährige Rangliste. Das würde verhindern, dass ein Zwischenhoch eines Spielers allzu lange ins Gewicht fällt. Es könnte schneller geklettert, aber auch schneller wieder gefallen werden. In der aktuellen Situation in meinen Augen ein reizvolles Szenario. Jemand der zwei Jahre konstant unterwegs war könnte hier dann aber ebenfalls im Nachteil sein. Und ob ein ganz großer Titel wirklich schon nach einem Jahr komplett seinen Wert in der Weltrangliste verlieren sollte?
Eine Alternative wäre, dass das gewonnene Preisgeld zwar zwei Jahre in der Rangliste bleibt, aber Stück für Stück herausfällt. Für mich ist es logisch, wenn ein gewonnener WM-Titel ein Jahr später nur noch die Hälfte in der Rangliste wert ist. Hier könnte ich mir eine prozentuale Abschwächung des eingespielten Geldes im Abstand von drei Monaten vorstellen. Damit wäre der "Absturz" auch nicht so plötzlich und radikal, wenn es nicht gelingt, Preisgeld zwei Jahre später wieder zu verteidigen. Das würde das aktuelle Ranglistensystem natürlich komplizierter machen, es wäre aber aus meiner Sicht gerechter, als der aktuelle doppelte Boden. Ähnlich wird so etwas übrigens im Golf praktiziert (hier sind die Prozentsätze allerdings kleiner, weil ab einer gewissen Woche jede Woche etwas abgezogen wird).
Es mag durchaus interessant sein, genau ablesen zu können, wie viel Ranglistenpreisgeld ein Spieler in den vergangenen zwei Jahren erspielt hat. Aber die aktuelle und wohl auch schon frühere Preisgeldstruktur wird einem fairen Wettbewerb überhaupt nicht gerecht. Das Hauptproblem ist, dass ein Turniersieg bis auf die Players Championships zu viel Wertigkeit besitzt. So erhält der unterlegene Finalist zum Beispiel aller höchstens 50 Prozent des Siegers. Außerdem werden ja oftmals nicht alle Preisgelder gleichzeitig angepasst. Die Weltmeisterschaft hat zuletzt 2019 eine Preisgelderhöhung erhalten. Andere Turniere wurden bis ins Jahr 2022 immer wieder angepasst. Auch das ergibt Verzerrungen.
Eine Lösung könnte die Rückkehr zu einer Punkte-Rangliste sein, wie es sie vor dem 1. Januar 2007 gegeben hat. So wie im Tennis, wo der unterlegene Finalist eines Turniers zum Beispiel mindestens 60 Prozent der Sieger-Punktzahl erhält. Man könnte in diesem Zusammenhang auch noch darüber diskutieren, ob wirklich alle gespielten Ranglistenturniere komplett gezählt werden. Alternativ wäre es auch möglich, nur eine bestimmte Anzahl jeder Kategorie zu zählen, wobei das wohl vor allem für die European Tour und die Players Championships relevant sein könnte. Dann würden die Alles-Spieler nicht höher in der Rangliste stehen, als sie es sportlich gesehen verdient hätten.
Es wäre kein Versagen, wenn die PDC in diesem Fall wieder einen Schritt zurück machen würde. Eine perfekte Weltrangliste wird es nie geben, aber bei der aktuellen wurden viel zu viele Dinge in den vergangenen fast 16 Jahren verschlimmbessert. Wie so oft fehlt mir allerdings der Glaube, dass die Offiziellen wirklich etwas verändern. Es schreit wahrscheinlich keiner der wichtigen Spieler laut genug. Eine wirkliche Diskussion wäre höchstens aufgekommen, wenn es bei der vergangenen WM mehr Corona-Fälle und damit eine größere Verzerrung der Weltrangliste gegeben hätte.
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Foto-Credit: Ed Mulholland/PDC
[kb]
**Quelle: dartn.de
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