Donnerstag, 22. Juni 2023 13:10 - Dart News von dartn.de
Der World Cup of Darts fand im Jahr 2023 zum ersten Mal mit neuem Modus statt. Die Einzel fielen weg, stattdessen wurde nur noch ein Doppel pro Partie gespielt. Für unseren Autoren Kevin Barth ist das genau der richtige Schritt. Er blickt außerdem auf ein paar Schlaglichter des vergangenen Wochenendes und macht Vorschläge, was noch angepasst werden könnte.
Es gab ja schon großen Jubel, als der neue Modus für den World Cup überhaupt bekannt wurde. Nur noch Doppel hatten sich viele schon seit Jahren gewünscht. Die erste Austragung mit diesem neuen Format hat gezeigt: Zurecht. Endlich einmal geht es im Ego-Sport Dart um ein gutes Zusammenspiel im Team. Eine willkommene Abwechslung im PDC-Kalender, der ansonsten relativ eintönig daherkommt. Natürlich waren Doppel schon in den vergangenen Jahren Teil der Veranstaltung, aber immer erst, wenn es nach den Einzeln unentschieden stand. Ein Team mit guten Einzelspielern, die aber im Doppel nicht harmonierten, konnten so deutlich mehr mit individueller Leistung punkten. Das wird jetzt schwieriger. Ein Extrem-Beispiel dafür lieferte wohl das Team Bahrain, bei dem das Dargebotene wohl nicht unterschiedlicher hätte sein können.
Es war sehr interessant zu sehen, wer mit dem ganz anderen Rhythmus im Doppel klarkommt und wer nicht. Michael Smith scheint auf das Ganze eher weniger Lust zu haben. Ganz im Gegenteil das deutsche Team: Gabriel Clemens und Martin Schindler funktionierten wie schon zu erwarten war hervorragend miteinander. Am Ende gab es wohl noch nie eine größere Chance auf einen großen deutschen Titel.
Ein Beispiel, wie es nicht geht und dass auch manche erwachsenen Dartspieler noch mal in den Kindergarten zurückkehren sollten, haben die Belgier Dimitri van den Bergh und Kim Huybrechts anschaulich dargestellt. Die beiden ignorierten sich einfach im ersten Spiel komplett und gaben ein ziemlich peinliches Bild ab. Selbst zur anschließenden Pressekonferenz erschienen sie getrennt. Man muss sich nicht mögen, aber könnte man nicht vor einem Turnier zumindest schauen, dass man eine professionelle Herangehensweise findet? Hier sind zwei absolute Egoisten aufgetreten, die nur sich selbst im Blick hatten. Keiner von beiden hatte die Größe, im Zweifel seine Teilnahme zurückzuziehen (Huybrechts: "Das hier ist mein Lieblingsturnier").
Dass die beiden in den Folgetagen genau gegenteilig auftraten, machte sie nicht glaubwürdiger. Es scheint ganz so, als hätte ihnen jemand aus ihrem direkten Umfeld nach dem ersten Auftritt ins Gewissen geredet. Die am nächsten Tag bei der PDC veröffentlichte Erklärung haben sie jedenfalls nicht selbst verfasst. Dass der Titel am Ende nicht nach Belgien ging, ist nur gerecht und spricht auch für den neuen Modus.
Abseits dieser Nebengeräusche spielten sich auch erfrischend neue Gesichter in den Fokus. Am überraschendsten war sicherlich das Viertelfinale für Schweden. Aber auch das französische Duo, das man bei PDC-Turnieren noch nicht wirklich im TV zu sehen bekam, machte Freude. Auf dem Zettel haben jetzt wohl viele auch den Dänen Benjamin Drue Reus, der gerade im ersten Gruppenspiel gegen Österreich groß aufspielte. Eine ganz eigene Erscheinung war sicher auch der Italiener Massimo Dante. Der letztendliche World Cup-Sieger war mit Wales ein erwarteter, aber hier machte sich ebenfalls ein gutes Zusammenspiel im Team bezahlt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Modus generell so schnell noch mal über den Haufen geworfen wird. Die Doppel sind gekommen, um zu bleiben. Wünschenswert wäre es, wenn es keine Extrawurst für die vier am besten gesetzten Nationen geben würde. Alle sollten ab der ersten Runde dabei sein. Das hätte wohl eine weitere Aufstockung auf 48 Teilnehmer zur Folge, aber da finden sich sicher in den nächsten Jahren welche. Möglicherweise bekommen ja auch die besten Nationen ein zweites Team.
Damit es sportlich ein bisschen weniger Lotterie wird, wären größere Gruppen eine interessante Erweiterung. Dann wären es aber auch mehr Spiele und es würde schwierig, das Turnier an nur noch vier Tagen auszurichten. Andererseits hat keine der in diesem Jahr gespielten Sessions wirklich lange gedauert. Womit wir schon bei der Spieldistanz angekommen wären: Der Sprung von "Best of 7" in der Vorrunde zu "Best of 15" im Achtelfinale war ziemlich groß. Hier könnte vor allem das Format in der Gruppenphase leicht nach oben angepasst werden ("Best of 9" oder "Best of 11"). Klar ist wohl: Diese Änderung würde wohl zeitlich nicht gemeinsam mit größeren Gruppen funktionieren.
Zum Schluss bleibt für mich noch die generelle Hoffnung, dass die PDC in den nächsten Jahren nicht ganz so sparsam damit ist, ihren größeren Turnieren ein wenig mehr Individualität zu verleihen. Mal abgesehen vom Set-Modus bei der WM, "Double In-Double Out" beim World Grand Prix und der Gruppenphase beim Grand Slam of Darts ist da doch relativ viel Langeweile. Und warum nicht auch ein großer Vergleich zwischen verschiedenen Kontinenten? Im Dartsport würde das wohl eher "Großbritannien gegen den Rest der Welt" bedeuten. Aber Sportarten wie Golf, oder Pool-Billard zeigen doch, dass das funktioniert und von den beteiligten Akteuren mit Leben gefüllt wird. Fraglich ist da eher, wie das noch in den Kalender passen soll. Aber vielleicht könnte man ein World Series-Event dadurch ersetzen, meinetwegen kann so etwas dann auch in der Wüste stattfinden. Mit dem veränderten World Cup ist ein sehr erfreulicher Anfang jedenfalls schon mal gemacht.
Auch unsere Kollegen von Shortleg dem dartn.de Podcast haben sich ausführlich mit dem Geschehen des World Cup of Darts auseinandergesetzt. Zu sehen/hören natürlich auf unserem Youtube-Channel und bei allen gängigen Podcast-Plattformen [zur Shortleg World Cup Analyse]
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Foto-Credit: Jonas Hunold / PDC Europe
[kb]
**Quelle: dartn.de
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