Freitag, 15. Mai 2020 17:02 - Dart News von dartn.de
Dass die Deutsche Super League ab Samstag mit verändertem Modus fortgesetzt wird und bereits am 14. Juni das Finale stattfindet, ist inzwischen hinlänglich bekannt [siehe Newsmeldung]. Mittlerweile haben sich mit Martin Schindler und Robert Marijanovic auch die Spieler geäußert, die ihre Teilnahme abgesagt haben. Ein paar Fragezeichen gibt es allerdings weiterhin.
Als erster äußerte sich Robert Marijanovic öffentlich zu den Gründen für seine Absage: "Da ich in meinem persönlichen Umfeld einige Menschen habe, die zur Risikogruppe in Corona-Zeiten gehören und ich mich die letzten Wochen sehr bemühe die Kontaktbeschränkungen einzuhalten, habe ich mich dazu entschieden, dieses neue Superleague Format nicht zu spielen." Seiner Meinung nach kann man trotz der aktuellen Lockerungen noch nicht von einer Entwarnung sprechen. Weiter schrieb der dreifache WM-Teilnehmer: "Jeder der mich kennt weiß, dass mir die Absage sehr schwer fiel, ich aber auch für die Menschen in meinem persönlichen Umfeld Verantwortung trage. Kein Dartturnier der Welt ist es wert, diese Menschen zu gefährden. Ich wünsche allen verbliebenen Teilnehmern viel Erfolg und euch allen viel Spaß beim Zusehen."
Wenige Stunden später war dann auch ein Statement von Martin Schindlers Management zu lesen: "Seine Gründe sind konkret, da er unter Belastungsasthma leidet und somit auch zu einer Risikogruppe gehört. Wir, sein Management, respektieren und unterstützen seine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen ist." Die nachfolgenden Worte klingen nach einem endgültigen Abschied von "The Wall" aus dieser Liga: "Die Superleague war für Martin etwas symbolisches, da er vor 4 Jahren einen enormen Leistungsschub erhalten hat, als er die Wildcard erhalten hat und darauf folgte u.a. auch der Erhalt der Tour Card und zahlreiche große Erfolge und spannende Spiele bzw. Turniere." Damit ist klar, dass die Chancen auf den Erhalt der Tourkarte für Schindler nicht gerade größer werden, jetzt wo die Super League als gute Chance auf die WM-Qualifikation wegfällt.
Währenddessen äußerte Robert Marijanovic nicht den Gedanken, langfristig auf dieses Turnier verzichten zu wollen. Die Frage ist nun aber, ob er in einer potentiellen Saison 2021 überhaupt mitspielen dürfte. Es scheint, als wären beim neuen Modus der Super League keine Absteiger vorgesehen. Somit würde es für das nächste Jahr auch keine Qualifikationsmöglichkeit sowohl für Marijanovic, als auch für andere Spieler geben. Der "Robstar" müsste dann also bis 2022 warten und sich dann durch einen unberechenbaren Qualifier kämpfen. Für einen verdienten Spieler wie ihn, dem die Gesundheit seiner Mitmenschen momentan wichtiger ist, wäre ein solches Szenario eher unglücklich.
Schindler und Marijanovic werden durch Michael Unterbuchner und Steffen Siepmann ersetzt. Damit steigen die beiden bekanntesten deutschen Spieler ein, die bislang noch nicht in der Super League gespielt haben. Unterbuchner hat allerdings zuletzt vor mehreren Jahren an der Qualifikation für diesen Wettbewerb teilgenommen. Siepmann scheiterte beim Qualifier im vergangenen November bereits in der zweiten Runde. Bei einer Veranstaltung, an deren Ende ein WM-Ticket vergeben wird wäre eine sportliche Lösung ohne Wildcards wohl mit weniger Diskussionsstoff verbunden gewesen. Man könnte es Nico Krause, Alexander Köhler und Paulo Ferreira nicht verübeln, wenn sie als unterlegene Finalisten des Qualifikationsturniers zumindest enttäuscht wären, dass keiner von ihnen dabei ist.
Die 16 Spieler werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Schaut man sich diese Gruppen näher an, fällt ein gewisses Ungleichgewicht auf. In Gruppe A befinden sich mit Gabriel Clemens, Christian Bunse und Steffen Siepmann gleich drei aktuelle Tourkartenbesitzer, in Gruppe B hingegen kein einziger. Hinzu kommt auch noch Neueinsteiger Unterbuchner in Gruppe A. Möglicherweise wurde die Tabelle nach dem ersten Spieltag der Super League einbezogen, der für den weiteren Verlauf des Turniers nicht mehr hinzugezählt wird. So finden sich drei Spieler aus der oberen Tabellenhälfte in Gruppe A und vier in Gruppe B. Somit wurden noch drei Spieler aus dem zweiten Teil der Tabelle in Gruppe A hinzugefügt und vier aus dieser Region in Gruppe B. Orientiert man sich am Leistungsvermögen der Spieler, wirken die Gruppen dennoch nicht unbedingt ausgeglichen.
Mit Gabriel Clemens geht ein Spieler an den Start, der sehr gute Chancen hat, sich auch über die Pro Tour-Rangliste der PDC für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. So konnte der "German Giant" dort seit Jahresbeginn bereits 11.000 Pfund sammeln und befindet sich im aktuellen WM-Race auf dem dritten Platz. Normalerweise würden etwa 18.000 Pfund für eine Teilnahme im Ally Pally über diese Rangliste reichen. Nun muss man realistischerweise davon ausgehen, dass mehrere European Tour-Events nicht mehr in diesem Jahr absolviert werden und damit auch nicht in die Qualifikation zur Weltmeisterschaft einfließen würden. Unter diesem Gesichtspunkt sind die von Clemens eingespielten 11.000 Pfund fast schon genug für die WM. Würde er nun die Super League gewinnen, würde er auch als Super League-Sieger nach London fliegen und müsste bei der Auslosung als internationaler Qualifikant mit einem schwereren Auftaktgegner rechnen. Sein Platz, den er über die Pro Tour erreicht hat würde nun an den nächsten nicht qualifizierten Spieler dieser Rangliste gehen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es effektiv gesehen einen deutschen WM-Teilnehmer weniger gibt. Es ist aber natürlich verständlich, dass sich Clemens absichern möchte und deshalb auch die Super League spielt. Am Ende könnte diese Veranstaltung dadurch jedoch quasi ohne wirklichen Wert sein.
Neben dem Neustart in der Fußball-Bundesliga ist die Super League die einzige Live-Sportveranstaltung, die in nächster Zeit im TV zu sehen sein wird. Das könnte für hohe Reichweiten und entsprechende mediale Aufmerksamkeit sorgen, wie sie sonst nur zur Weltmeisterschaft herrscht. Für jeden der teilnehmenden Akteure ist das eine große Möglichkeit, sich zu präsentieren und das Interesse von potentiellen Sponsoren zu gewinnen. Außerdem freuen sich viele Dart-Fans darauf, endlich einmal wieder ein "richtiges" Turnier zu verfolgen, bei dem es grundsätzlich auch um etwas geht. Online-Turniere sind schön und gut und erfreuen sich großer Beliebtheit, doch am Ende überträgt sich das Flair des Dartsports am besten bei echten Duellen an der Scheibe mit beiden Spielern am selben Ort. Es sollte nicht verpönt sein, sich trotz aller Fragezeichen darauf zu freuen.
Alle Infos zur Super League Darts Germany [Turnierseite]
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Foto-Credit: PDC Europe
[kb]
**Quelle: dartn.de
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