Donnerstag, 29. August 2024 16:50 - Dart News von dartn.de
Am kommenden Wochenende ist die Sommerpause auf der European Tour vorbei. Bis November finden noch insgesamt 16 Ranglistenturniere statt, an denen alle Inhaber einer Tourkarte teilnehmen können. Für uns die Gelegenheit, mal vor allem auf die aktuellen WM-Chancen der insgesamt elf deutschsprachigen Spieler zu schauen.
Erstmals könnten bei der kommenden Weltmeisterschaft gleich drei deutsche Spieler gesetzt sein. Mit Martin Schindler und Gabriel Clemens sind zwei davon schon sicher. Schindler glänzt regelmäßig auf der European Tour, als Höhepunkt natürlich der Titel im April. Auf dem Floor hakt es zwar (nur zwei Viertelfinals in 19 Turnieren), aber "The Wall" konnte den Gesamtaverage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Punkte auf eine starke 95 anheben. Mit einem starken Herbst könnte es auch noch unter die Top 20 der Weltrangliste gehen.
Gabriel Clemens steht beim Saisonaverage mit 93,37 Punkten interessanterweise nur 0,06 Zähler unter dem Vorjahreswert. Insgesamt läuft es für den ehemaligen WM-Halbfinalisten durchwachsen: Zwei Viertelfinals stehen als Bestleistungen zu Buche, auf der European Tour reihte sich teilweise eine unglückliche Niederlage mit fehlendem Timing an die nächste. Der letzte Block bei den Players Championships gab Hoffnung, nun möchte der "German Giant" daran anknüpfen. Am Ende des Jahres hat er genau das eben erwähnte WM-Halbfinale in der Weltrangliste zu verteidigen und niemand hätte wohl etwas dagegen, wenn er genau zum Saisonhöhepunkt in Bestform wäre.
Ricardo Pietreczko wäre aktuell als Nummer 31 des Rankings für die WM qualifiziert. Würde er noch aus den Top 32 fallen, wäre er auch über die Pro Tour dabei. Vom groß aufspielenden "Pikachu" des vergangenen Jahres ist aber leider nichts mehr übrig. Der Average rutschte um fünf Punkte auf gut 88 ab, In sieben der letzten acht Players Championships hagelte es eine Auftaktniederlage und zuletzt schienen auch große Selbstzweifel mit im Reisegepäck zu sein.
Es gibt Dinge, die sich wohl nie ändern: die Farben der Ampelsignale zum Beispiel, oder das wechselhafte Wetter im April. Dringend in diese Kategorie aufnehmen muss man die Tatsache, dass Florian Hempel immer erst im Laufe eines Jahres zu seinem Spiel findet. Diesmal fängt er damit allerdings früher an, als sonst: Seit Anfang Juni überstand er in acht der letzten neun Players Championships mindestens die erste Runde, Anfang August stürmte er sogar ins Halbfinale. In 2023 war solch eine Entwicklung erst ab September allmählich feststellbar. Das zeigt auch der Blick auf den Durchschnitt pro drei Darts: der liegt jetzt ganze sechs Punkte höher, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit hätte der Wahl-Kölner aktuell als 25. der Pro Tour-Rangliste ein Ticket für den Ally Pally in der Tasche, es wird aber wohl noch mindestens 8.000 britische Pfund brauchen, um hier wirklich in sichere Gefilde vorzustoßen. Die Tatsache, dass er dabei zumindest einmal bei einem Event der European Tour im Hauptfeld steht, könnte helfen.
Gerade so auf den WM-Zug aufgesprungen wäre nach aktuellem Stand Mensur Suljovic, vor allem Dank eines Viertelfinals bei der letzten Players Championship. Der Average des 52-jährigen ist mit 90,15 minimal besser als im Vorjahr, dafür hat er jetzt schon mit 17.000 Pfund fast genauso viel Preisgeld gesammelt wie in der gesamten Saison 2023 (19.250). Die Tatsache, dass er sich für keines der 13 European Tour-Turniere qualifizieren konnte, wiegt jedoch schwer. Immerhin bekommt "The Gentle" am Wochenende eine Chance als Nachrücker bei der German Darts Championship, die Gold wert sein könnte. Ansonsten muss Suljovic den gesamten Fokus auf die letzten elf Players Championships legen. Jedes Aus in der ersten Runde wäre wahrscheinlich eines zu viel.
Noch halbwegs Anschluss an die Pro-Tour-Qualiplätze haben Lukas Wenig und Daniel Klose. Der Saisonaverage beider Akteure ist fast identisch (Klose 91,36, Wenig 91,28). Wenig konnte zehnmal mindestens in die zweite Runde einziehen, neunmal unterlag er zum Auftakt. Für einen Tour-Neuling wie ihn ist das ein solides Debüt, aber für eine direkte Teilnahme an der Weltmeisterschaft wird es in den restlichen Turnieren etwas mehr Konstanz und ein paar tiefere Runs brauchen. Aktuell hat "Luu" auch noch einen Auftritt auf der European Tour in der Hinterhand. Sollte er den aktuellen Rückstand von 1.500 Pfund nicht aufholen können, bliebe ihm immer noch der PDPA Qualifier und die Super League.
Daniel Klose ist 2024 beim Average etwa einen Punkt besser als im Jahr davor, liegt aber aktuell 2.250 Pfund hinter dem letzten WM-Platz über die Pro Tour. Elf Erstrundenniederlagen auf dem Floor sind definitiv zu viel, ein Achtelfinale auf der European Tour war bislang der Rettungsanker. "Dan The Man" braucht einen richtig guten Herbst, um nicht ebenfalls einen der eben genannten Umwege gehen zu müssen.
Für vier deutschsprachige Spieler braucht es mindestens ein Fernglas, um die begehrten WM-Startplätze noch irgendwo am Horizont erhaschen zu können. Seinen Abwärtstrend nicht wirklich stoppen konnte Rowby-John Rodriguez. Er konnte seinen Saison-Average von 86 auf 87 anheben, doch nur 8.500 Pfund eingespieltes Preisgeld sprechen eine deutliche Sprache. Der Wahl-Tiroler könnte neben dem PDPA-Qualifier wohl noch auf eine wie auch immer geartete regionale Qualifikation hoffen. Hier veröffentlicht die PDC Detaills ja gewöhnlich recht spät.
Nachdem er Anfang 2023 überraschend eine Tourkarte gewonnen hatte und auch danach immer wieder mit guten Leistungen überzeugte, hofften viele bei Pascal Rupprecht auf einen weiteren Schritt nach vorne. Doch der blieb aus: Um vier Punkte ging es beim Drei-Dart-Durchschnitt auf 86 nach unten, gerade einmal 7.500 Pfund nahm der Bielefelder bei seinen Turnierteilnahmen ein. Nur 1.000 Pfund dahinter liegt Paul Krohne, der mit einem Achtelfinale auf dem Floor früh im Jahr die Erwartungen nach oben trieb. Danach zahlte der 24-jährige allerdings viel Lehrgeld. Für den Rest der Saison gilt es wohl, weiter Erfahrungen zu sammeln und dann in der Super League ein Wörtchen um den Sieg mitzureden.
Ganz ähnlich lautet die Analyse für Tim Wolters, den gefühlt niemand bei der Q-School auf der Rechnung gehabt hatte. Ein Gesamtaverage von 87 ist in Ordnung, es gab allerdings bislang nur zwei gewonnene Matches auf der Pro Tour, die am Ende auch Preisgeld bedeuteten. Hier kann man nur hoffen, dass der Mann aus Brüggen nicht die Geduld verliert und sich Schritt für Schritt weiter etabliert. Zum Schluss bleibt noch ein Spieler, der keine Tourkarte besitzt, aber bereits mit mehr als einem Bein im Ally Pally steht: die Rede ist von Niko Springer. Der "Meenzer Bub" wird sich vermutlich durch die Development Tour qualifizieren. Damit wären nach aktuellem Stand fünf Deutsche und ein Österreicher bei der WM dabei, den sicheren Startplatz der Super League noch nicht eingerechnet. Der ein oder andere könnte wohl im Idealfall wohl noch hinzukommen.
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Foto-Credit: PDC
[kb]
**Quelle: dartn.de
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