Martins Zwischen-Wurf: Grand Slam of Darts 2017
Grand Slam of Darts 2017… oder: is it Dart? Yes! Dart it is!!!
Menschenskind, was haben wir gelitten, oder? Jetzt nicht unter schlechten Spielen, aber mit Berry van Peer und seiner für uns ersichtlichen Krankheit, vor der sich alle Spielerinnen und Spieler fürchten: Dartitis! Lt. Wikipedia versteht man unter Dartitis den psychischen Zustand, der bei Darterinnen und Dartern zu Problemen beim Abwerfen des Pfeiles führt. Das, und noch ein bisschen mehr, finden wir unter diesem Begriff in der größten Onlinebibliothek der Welt. Warum um alles in der Welt rufen dann ganz viele Journalisten bei Elmar „Sauerbruch“ Paulke an, um sich über diesen Zustand aus erster Hand zu informieren? Und warum verkündet es uns der selbsternannte Dr. Brinkmann via Bildschirm? Meine Güte, langsam aber sicher übersteigt dieses Selbstgefälligkeitsgehabe meine geistigen Geschmacksnerven. Dass über diese, vielleicht für einige zum ersten Mal ersichtliche, Dart-Krankheit gesprochen wird, ist völlig normal, aber warum muss Elmar sich verbal hervortun, als sei er der Ansprechpartner der Welt? Stammt der Wikipedia-Eintrag von ihm? Nein! Also! Schweigen ist häufiger Gold und reden somit nicht immer Silber… 🤐
Zurück zu Berry. Grandios seine Leistung, absoluter Respekt! Wenn es ihm dann gelang, seinen ersten Pfeil zu platzieren, alter Schwede, dann saßen die anderen auch nicht so recht schlecht. Gar nicht umgehen damit konnte der Liebling der Frisör-Innung, Simon Whitlock, der spielerisch und vom Weltranglistenplatz sicherlich höher einzuschätzen war, dennoch aber 5:4 verlor. Da sah nicht nur die Friese ziemlich konsterniert aus. Anders Gary… Gary… Gary… Gary Anderson und Mensur Suljovic, die sichtlich mitfühlten, sich aber nicht emphatisch beeindrucken ließen und ihren Weg konsequent fortschritten. Dennoch berührte Berry sehr, diese verzweifelten Momente, an denen es ihm nicht gelang zu werfen, die Tränen, die Panik, ansetzen, absetzen, wieder ansetzen, wieder absetzen. Eigentlich haben wir ihm doch alle unsere Daumen gedrückt, stimmts? Was ich in diesem Zusammenhang aber so gar nicht verstanden habe, ist, warum die PDC Berry anbot, ihn aus dem Turnier nehmen zu können, wenn dieser es denn wünsche!?!? Was ist das für ein Angebot???? Da müht dieser junge Mann sich, erlebt turniertechnisch den Höhepunkt seiner bisherigen Dart-Karriere und dann das??? Ich meine, wie doof muss man sein, um zu sagen: „Alles klar… ich geh´ dann mal.“ Und sicherlich hätte dann das Spiel gegen Simon nicht gezählt und dieser eine bereinigte Möglichkeit gehabt, sich ggf. doch für die nächste Runde zu qualifizieren… oder doch nicht? Na ja, gottlob hat er abgelehnt und dann Cameron Menzies (BDO) in einem Spiel voller Herzblut, Tragik und Dramatik besiegt. Gut so! Wobei mir spontan zu Cameron einfällt: im Spiel gegen Simon erinnerte er mich ja ein wenig an Mr. Bean, Euch auch? Ach, es gibt schon echt skurrile Typen bei uns 😉…
Wirklich toll am Grand Slam of Darts ist ja, das beide Verbände ihre qualifizierten Top-Kräfte entsenden, und wir, die geneigten ZuschauerInnen somit auch einmal Spieler bewundern dürfen, die fernab der üblichen Verdächtigen das Board befeuern. Es würde mich nicht wundern, wenn die JüngerInnen der PDC von Spielern wie Scott Mitchell, Ross Montgomery, Danny Noppert oder gar Glen Durrant nie etwas gehört hätten! Aber ich finde, die BDO-Heroen haben ihre Sache wirklich gut gemacht und ihren Verband hervorragend vertreten. Besonders ist natürlich Glen Durrant zu erwähnen, der ein fantastisches Turnier gespielt hat und mit Einzug in das Viertelfinale mehr Geld als jemals zuvor bei einem Event verdient haben muss. Mit Recht, denn seine Performance gehörte, trotz schnarchiger BDO-Zugehörigkeit, in PDC-Reichweite! Sein 9-Darter, der um Millimeter zum 10 Darter mutierte, Mann Mann Mann, selbst Peter Wright hätte es ihm gegönnt…
Und die anderen Götter der fliegenden Pfeile? Nun ja, von den Gruppenspielen blieb mir nicht so viel in Erinnerung, spielerisch noch nicht die Knaller, hier und dort eine Überraschung, aber ansonsten doch eher „Business as usual“. Im Achtelfinale dann Gary Anderson vs. Michael Smith… ja, war schon viel besser. Raymond van Barneveld vs. Rob Cross… die erste Überraschung in Bezug auf den Verlierer. Aber dann: Viertelfinale! Gott im Himmel, nur er allein weiß, was Phil Taylor genommen hat, aber es war vermutlich etwas beflügelndes! Daryl Gurney, Nummer 4 der Weltrangliste, wurde nicht geschlagen, nein, er wurde vom Board gehauen, von der Bühne gekegelt, quasi nicht nur aus dem Turnier, sondern aus der Halle geworfen! Was Phil hier zelebriert hat, wäre nicht zu glauben, wenn man es nicht gesehen hätte! Einfach unglaublich, was dieser Mann auf seinem vorletzten Turnier in diesem Match gezaubert hat. Eine Machtdemonstration sondergleichen! Man konnte Mitleid mit Daryl bekommen, der erkenntlich zeigte, nicht zu wissen, wie ihm geschah, respektive, was er auf der Bühne eigentlich sollte!!!!
Und es sollte noch besser werden! Michael van Gerwen vs. Rob Cross! Was für eine Schlacht! Rob Cross (jung an Jahren, arm an Haaren - Hallo Shorty), Nummer 25 der Weltrangliste, verlangte dem besten Spieler der Welt alles, aber auch wirklich alles ab. Rob, sicherlich neben Daryl DER Aufsteiger der Saison, spielte so cool, so toll, das er nicht nur dank der nichtvorhandenen Haarpracht (Elmar, irgendetwas fehlt mir auf der Bühne - Hallo Shorty) durchaus Michael in seinen Anfangsjahren ähnelte. Eine Partie, die alles hatte, was unseren Sport so einzigartig macht: Spannung, Power-Darts, hohe Checkouts, 21(!) 180er, Averages von 104,26 und 102,54… Darterherz, was willst du mehr?!?!?!? Michael aber hielt dem Ansturm (noch) stand und demonstrierte einmal mehr, warum er dort steht, wo er steht: ganz ganz oben!
Was gab es denn bisher noch? Ach ja, die Kommentatoren unserer aller Herzen! Es fegte quasi wieder ein Tsunami der Intellektualität durch unsere Wohnzimmer, gespickt mit Anekdoten, unverständlichem Wortmischmasch, Albernheiten, kapriziösen Rechenwegen, ernsthafteren Erkenntnissen, letztlich aber auch mit der uns allerseits nervenden Werbung (während eines Matches!!!). Sascha Bandermann durfte auch mal wieder in die Kommentaren-Box in München-Ismaning, aber wahrscheinlich nur, weil Elmar Überall zur Aufzeichnung eines Interviews mit Phil Taylor nach GB entflog (Sendetermin: 14.12.2017 - 19.00 Uhr). Schade eigentlich, da ich Sascha sehr gerne höre und ihn, meine Meinung, nicht als soooo aufgesetzt empfinde, wenn ihr versteht, was ich meine…
Apropos Elmar… was soll ich sagen? Udo Lindenberg singt es und er macht es: Sein Ding! Aber dieses Ding muss ja nicht immer jedermanns/-fraus Sache sein… meine ist es in den letzten Monaten leider immer weniger! Ich kann die mitunter anfallenden Klugscheißereien, dieses allwissende Gerede nicht immer ertragen, da werde ich ungeduldig und vielleicht (wahrscheinlich sogar) auch ungerecht. Dieser sich immer wiederholende Werbekram, Marty, das Irokesen-Sparschwein für € 34,95 (wer kauft so etwas????), der ganze andere Krimskrams aus dem Sport1 Shop und als Krönung wird mir in Erinnerung gerufen: Weihnachten steht vor der Tür… es gibt den McDart-Adventskalender (€ 43,90)… natürlich auch im Sport1 Shop! Ich werde kirre, weiß doch jeder „normale“ Darter, jede „normale“ Darterin: Weihnachten kommt, wenn Ally Pally ist… oder? Ich muss leider zu Elmar und in Bezug auf seine Kommentatorenleistung ein geklautes finnisches Sprichwort bemühen: Der Elmar Paulke wird nicht besser, auch wenn man ihn in Butter brät 😬...
Habe ich jemanden vergessen?? JAAAA! Unseren Sprach- und Grammatikakrobaten Tomas Seyler, jenem Experten, an dem sich die Zuschauer mit Inbrunst reiben. Die einen halten ihn für den Alptraum eines jeden Logopäden, die anderen lieben seine mündlichen Buchstabenfolgen, auch wenn sie mitunter einem Scrabble-Beutel entnommen scheinen. Ich persönlich mag ja seine schnodderige Art Spiele zu besprechen, stehe in Flammen, wenn er seine mündlichen Koordinaten auf geschmeidig stellt, alle Vokale, die er je im Glücksrad kaufen durfte (also alle AAAA´s – Taylaaaa, Dartaaaa, Playaaaa, höhaaaa, schnellaaaa, weitaaaa), einsetzt, um bestimmt nicht nur mir, mit allem Zipp und Zapp, ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern! Ja, bei Tomas hängt so mancher überm Zaun, die einen in die, die anderen in die Richtung. Aber egal! Er polarisiert, bricht Grenzen und Tabus, wo andere nicht einmal wussten, dass es sie gibt, kurzum: Dart auf Sport1 wäre ohne ihn möglich, aber sinnlos 😊...
Was haben wir gelernt, was werden wir in Erinnerung behalten? Die wichtigste Erkenntnis ist natürlich: wenn Du jemals gegen Phil Taylor in einem Turnier spielst, zeige Respekt und giesse auch ihm ein Glas Wasser ein… sonst ergeht es Dir wie Daryl Gurney! Dann: die Zeiten von Spielern wie James Wade u. a. neigen sich dem Ende, wenn sie, wie Shorty richtig feststellte, ihren Spielstil nicht den Gegebenheiten anpassen. Power-Dart dominiert, nicht nur in diesem Turnier. Und: scheinbar treffen sich nicht zu Unrecht unter den vier letzten Spielern die Nummer 1 - 3 und die Nummer 5. Ein Zufall? Nein, diese 4 Spieler sind wirklich die im Moment stärksten der Welt und es kommt daher nicht von ungefähr. Zu wünschen wäre, das mehr Daryls, mehr Robs und andere in diese Phalanx einbrechen, um die Bandbreite der Sieger unübersichtlicher zu machen.
Warum schreibe ich schon heute und nicht erst morgen? Ganz einfach… keine Zeit! Ich muss mich auf mein Ligaspiel in der Landesliga Bremen vorbereiten, hoffe rechtzeitig möge mein neues Taylor-Trikot mitsamt meinem Starterset eintreffen… das wird mich voranbringen - ganz sicher 🤥
In 14 Tagen beginnt die Mutter aller PDC-Dart-Turniere 😉 und ich wünsche unseren deutschen Teilnehmern Martin Schindler und Kevin Münch schon heute alles Glück der Welt, freue mich auf den Gewinn Phil Taylors zum 17en Mal und hoffe, wir lesen uns bei Gelegenheit einmal wieder…
In diesem Sinne: have fun…
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Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig