Dartn.de WM Countdown 2023: Mensur Suljovic - Schwieriges Jahr und ungewisse Zukunft

Samstag, 10. Dezember 2022 18:00 - Dart News von dartn.de

Seit 2008 ist Mensur Suljovic quasi Dauergast bei der Weltmeisterschaft. Nach einem schwierigen Jahr gehört er allerdings mehr denn je zu den Außenseitern. Noch mehr, da schon in Runde Drei einer der Topfavoriten warten könnte. Im Interview verrät er, dass das Feuer noch immer brennt.

Das Jahr 2022

Die Saison begann eigentlich gut mit einem Achtelfinale bei den UK Open, wo nur ein Leg zum Weiterkommen gegen den späteren Finalisten Michael Smith fehlte. Auch auf der European Tour in Hildesheim ging es unter die letzten 16. Danach sollte es jedoch ganze sieben Monate dauern, bis sich Österreichs Nummer Eins wieder für ein Event dieser Turnierserie qualifiziert hatte. Das wäre noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen. Es folgte eine echte Ergebniskrise. Bei fast der Hälfte aller Players Championships war in der ersten Runde Schluss. Eine Teilnahme an großen TV-Turnieren blieb Suljovic ebenfalls lange verwert.

Erst zwei Viertelfinals auf der Pro Tour ließen in der zweiten Jahreshälfte das Pendel wieder ein wenig in die andere Richtung schwingen. In Gibraltar erreichte Suljovic auch noch ein zweites European Tour Achtelfinale, bevor Anfang November sogar noch die Qualifikation zum Grand Slam of Darts gelang. Dort konnte "The Gentle" allerdings kaum sein Potential abrufen und schied mit einem Sieg aus drei Spielen in der Gruppenphase aus. Eine Auftaktniederlage bei den Players Championship Finals, bei der Wiener stellenweise lustlos wirkte, sorgte ebenfalls für Fragezeichen. Wo Suljovic nach diesem ziemlich bescheidenen 2022 steht, ist schwer zu sagen.

Die Auslosung

Immerhin bleibt für den mittlerweile 50-jährigen das Freilos in der ersten Runde. In Runde Zwei bekommt er es am späten Nachmittag des 22. Dezember mit dem Sieger aus der Partie zwischen Mike De Decker und Jeff Smith zu tun. Zwei erfahrene Profis, wobei vor allem De Decker mehrere Schritte nach vorne gemacht hat. Unter den letzten 32 würde dann ziemlich sicher am 28. Dezember Abends Michael van Gerwen warten, der ja bekanntlich in diesem Jahr mit vier großen Titel wieder eigene Standards gesetzt hat. Sollte diese Hürde tatsächlich genommen werden, könnten im Achtelfinale zum Beispiel Dirk van Duijvenbode, oder Ross Smith warten.

Ziele und Chancen

Die Erwartungen an den dreifachen WM-Achtelfinalisten waren wohl seit Jahren nicht mehr so niedrig. Schon De Decker oder Smith dürften ihm im ersten Spiel einige Probleme bereiten. Spätestens danach ist es in Suljovics aktueller Form kaum vorstellbar, dass er an van Gerwen vorbeikommt. Das Ziel sollte die dritte Runde sein. Doch gerade, weil die WM auch mental in den vergangenen Jahren immer ein Problem für Suljovic war, ist auch das nicht selbstverständlich. Er sollte von Spiel zu Spiel schauen und nicht zu viel von sich erwarten. Vielleicht kann er sich so im ersten Spiel "freischwimmen".

Interview

Dartn.de: Wie hart war die letzte Saison für dich? Du bist in Ranglisten abgerutscht und hast nicht die Ergebnisse eingefahren, die du vielleicht selbst haben wolltest.
Suljovic: Ja, es war wirklich hart. Ich kämpfe mich immer noch von einer Verletzung zurück, die ich Ende letzten Jahres hatte. Deshalb musste ich meine Ziele nach unten korrigieren. In den Top 32 zu bleiben war deutlich realistischer und das ist mir gelungen.

Dartn.de: Du hast deinen Darthersteller gewechselt. Warum hast du dich zu diesem Schritt entschieden?
Suljovic: Ich habe mit Hermann und "Bull's" für mehr als 20 Jahre zusammengearbeitet und ich bin dankbar für all die Unterstützung, die ich von ihm bekommen habe. Ich habe mir aber gedacht, dass eine Veränderung dabei helfen könnte, wieder vorwärts zu kommen, einfach eine neue Perspektive. Roger von "Legend Darts" hat einen fantastischen Job gemacht.

Dartn.de: Wie ist deine Meinung zu deiner WM-Auslosung?
Suljovic: Die Auslosung ist so wie sie ist. Es wird hart, wer auch immer da kommt. Egal ob Mike De Decker oder Jeff Smith, es ist immer ein harter Kampf gegen die beiden.

Dartn.de: Wie sind deine Ziele für das diesjährige Turnier?
Suljovic: Ich möchte so weit kommen wie ich kann. Es ist kein Geheimnis, dass die WM für mich nie ein gutes Pflaster war. Hoffentlich wird es dieses Jahr anders.

Dartn.de: Wie sieht deine Vorbereitung aus? Machst du im Vergleich zu den vergangenen Jahren etwas anders?
Suljovic: Meine Vorbereitung ändert sich nicht anhand des Turniers, das ich spiele. Aufgrund der Verletzungen in den letzten beiden Jahren war ich nicht in der Lage, so viel wie sonst zu trainieren. Inzwischen komme ich aber dem Pensum wieder ziemlich nah, das ich vor Verletzungen und gesundheitlichen Problemen gehabt habe. Ich habe das Selbstvertrauen, dass ich zu meinem absoluten Toplevel zurückkomme, wenn ich so weitermache.

Dartn.de: Deine WM-Bilanz ist nicht die beste, vor allem seit 2018. Wie gehst du damit um und was sorgt dafür, dass du daran glaubst, dass du das dieses Jahr hinter dir lassen kannst?
Suljovic: Mein Blick auf den Ally Pally muss sich irgendwann ändern, oder? Ich hatte vor ein paar Monaten eine Unterhaltung mit meinem Manager Mick. Er hat im Spaß gesagt: 'Bitte spiel einmal eine gute Weltmeisterschaft'. In der Vergangenheit bin ich wohl mit sehr hohen Erwartungen und viel Druck in dieses Turnier gegangen. Ich wollte es für Österreich, Deutschland und alle meine Freunde, mein Management und meine Familie schaffen. Jetzt möchte ich es nur noch für mich und meine Familie tun. Nichts ist wichtiger als diese drei Menschen.

Useful Stats - presented by Darts Orakel:

• Saison-Average: 92,45 (Platz 38 der PDC)

• Saison-Doppelquote: 37,16% (Platz 72 der PDC)

• Nur mit der 30. Setzlistenposition wird Mensur Suljovic bei der WM einsteigen, dies ist seine niedrigste Position in der Setzliste, seitdem er 2016 zum ersten Mal als gesetzter Spieler in eine WM gestartet ist. Sein Absturz in der Weltrangliste ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass er sich in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2010 nicht für die European Darts Championship und zum ersten Mal seit 2014 nicht für den World Grand Prix qualifizierte.

• Die WM ist weit davon entfernt, zu den Lieblingsturnieren von Mensur Suljovic zu gehören: Innerhalb der letzten vier Auflagen gewann Suljovic nur ein Spiel, bereits sieben Mal flog er in seinem ersten Spiel raus. Besonders bitter war seine Niederlage gegen Alan Soutar im letzten Jahr, als er Matchdarts in drei verschiedenen Sätzen vergab. Damit ist er erst der zweite Spieler, der eine WM-Partie trotz Matchdarts in drei Sätzen verlor.

• Mensur Suljovic ist neben Vincent van der Voort der einzige gesetzte Spieler bei der WM 2023, der in diesem Jahr kein Finish von 160 Punkten oder mehr auf der Tour checken konnte. Sein höchstes Checkout in diesem Jahr kam im Februar gegen Ian White, als er 156 Punkte herausnahm. Dagegen gelangen ihm im Jahr zuvor noch Finishes von 167, 164 und 160.

• Trotz seiner absteigenden Form kann sich Mensur Suljovic immerhin noch auf die bekannten Doppelfelder verlassen: In gestreamten Spielen traf er in diesem Jahr 58,33% seiner Versuche auf die Doppel 14, so hoch lag die Rate in keinem der vergangenen fünf Jahre. Auch auf der Doppel 16 zählt Mensur Suljovic mit einer Quote von 54,76% zu den Top 8 auf der Tour.

• Obwohl seine Trefferquote auf der Triple 20 und Triple 19 nicht mehr so hoch ist, wie noch vor wenigen Jahren, gehört Mensur Suljovic auf dem Circuit zu den Spielern mit unterdurchschnittlich vielen Ausreißern. Nur 7,02% seiner Versuche auf die 20 und 5,22% derer auf die 19 verfehlten komplett das Segment, mit diesen Werten liegt Suljovic jeweils in den Top 20 aller Tourkarteninhaber.

Weitere Informationen zur Weltmeisterschaft:

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Foto-Credit: Taylor Lanning/PDC

[kb]

Quelle: dartn.de

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