Mittwoch, 4. Dezember 2024 17:22 - Dart News von dartn.de
Kaum ein Deutscher machte in diesem Jahr abseits der PDC Pro Tour wohl so einen großen Schritt nach vorne wie Kai Gotthardt. Mit seinem nervenstarken Erfolg bei der PDC Europe Super League qualifizierte sich "The Tunnel" schlussendlich für die WM. Dort steht er bereits am zweiten Tag auf der Bühne, wo er bei seinem Debüt auf Alan Soutar treffen wird.
Ins Jahr startete Kai Gotthardt zunächst wie so oft: Bei der Q-School wollte sich der 29-Jährige eine Tourkarte erspielen, blieb aber dieses Mal in der Final Stage ohne Zähler. Damit hieß es für ihn wieder: Spielpraxis sammeln abseits der Pro Tour. Gleich beim ersten Challenge Tour Event erreichte er zum zweiten Mal seiner Karriere das Achtelfinale, auch auf der neu aufgelegten PDC Europe Next Gen machte "The Tunnel" mit einer Finalteilnahme Mitte Februar sowie einem Titel Anfang März auf sich aufmerksam. Zwischenzeitlich gelang ihm zudem die Qualifikation für die International Darts Open in Riesa, es sollte jedoch bei dieser einen European Tour Qualifikation bleiben. Der Auftritt selbst verlief bitter, ein 102er Average reichte nicht für einen Erfolg gegen Brendan Dolan, der hier einen seiner wenigen Glanzpunkte des Jahres setzen konnte.
Am zweiten Challenge Tour Wochenende in Hildesheim lief es für den Mann aus Esslingen dagegen wieder erfreulicher: Mit einem Halbfinale, Viertelfinale und Achtelfinale sammelte er fleißig Ranglistenpunkte ein, wodurch er sich auch in eine hervorragende Ausgangslage brachte, was das Nachrücken für Pro Tour betraf. An gleicher Stelle war es Anfang Mai so weit: Gotthardt kam als Nachrücker zu seinen ersten Players Championship Teilnahmen, wenngleich es noch nicht für einen Sieg reichte. In den Folgewochen rutschte er vermehrt ins Teilnehmerfeld nach und erreichte schlussendlich zweimal das Achtelfinale. Mit einem weiteren Halbfinale im vorletzten Challenge Tour Event des Jahres schloss er diese Rangliste auf Platz 25 ab.
Auch abseits der PDC war Gotthardt erfolgreich unterwegs. So krönte er sich dank seines Erfolgs beim German Masters zum Deutschen Meister oder setzte sich bei der Modus Darts Super Series bei einem der Wochenevents durch. Während er sich in der zweiten Jahreshälfte eher schwer bei PDC-Veranstaltungen tat, griff er beim prestigeträchtigen WDF World Masters nach dem Titel. In Budapest zeigte Gotthardt konstant gute Leistungen und ließ im Halbfinale sogar Connor Scutt hinter sich, ehe er im Endspiel den Kürzeren gegen Wesley Plaisier zog. Diesen Schwung konnte der Baden-Württemberger mit in die PDC Europe Super League mitnehmen, wo eine weitere Sternstunde folgen sollte. 2023 scheiterte er noch im Halbfinale, dieses Mal ging er gleich zwei Schritte weiter: Nachdem Gotthardt seine Gruppe an der Spitze abgeschlossen hatte, entschied er nevernstark gleich alle seine vier Knockout-Spiele im Decider, darunter auch das Endspiel gegen Paul Krohne. Als wäre sein Selbstvertrauen dadurch nicht schon hoch genug, legte er mit zwei Erfolgen bei den DDV Nürnberg Open Ende November nochmal. Die kommenden Tage ist Gotthardt nochmals in der Champions Week der Modus Super Series am Start und kann damit im Anschluss mit einem guten Gefühl die Reise nach London antreten.
Als Erstrundengegner wurde Gotthardt Alan Soutar zugelost. Dieses Duell steigt bereits am Nachmittag des zweiten WM-Tages, womit "The Tunnel" auch der erste Deutsche sein wird, der bei dieser Weltmeisterschaft die Bühne betreten wird. Als Zweitrundengegner würde Stephen Bunting auf Gotthardt warten, bis zu dieser Partie müsste er sich vier Tage gedulden, denn das Spiel wurde für Freitagnachmittag angesetzt. Ein möglicher Drittrundengegner nach der Weihnachtspause wäre Dirk van Duijvenbode.
Die WM-Teilnahme rundet das bis dato beste Kalenderjahr aus Sicht von Gotthardt ab. Jeder Sieg wäre dennoch als großer Erfolg zu werten. Bei seinem Einstand bei der WM steht ihm Soutar gegenüber, der sicherlich als Favorit in das Duell geht, auch wenn sich Gotthardt seine Chancen ausrechnen wird. Soutar selbst riss in diesem Jahr das Ruder wieder etwas herum, als er seinen ersten PDC Titel auf dem Floor feiern konnte - abgesehen davon lief es nicht unbedingt besser als im Vorjahr, als der Schotte sogar noch die WM verpasst hatte. Mit seinem Erfolg war zumindest die Weltmeisterschaft dieses Jahr nicht mehr gefährdet. Soutars Vorteil dürfte die größere Bühnenerfahrung sein, so stand er alleine bei der PDC WM schon zweimal im Achtelfinale. Doch Gotthardt fühlt sich seinen Worten zufolge auf der Bühne sogar wohler und zeigte sich bei vielen seiner Auftritte abgezockt, als er insbesondere in den Entscheidungslegs bei wichtigen Spielen zur Stelle war. Dies könnte ihm beim Satzmodus helfen, bei dem es vermehrt zu solchen entscheidenden Momenten kommen kann. Die WM-Bühne ist dennoch nochmal ein ganz anderes Kaliber - dazu sollten auch seine Doppel sitzen, die er selbst als eine seiner Schwächen sieht.
Spätestens in der zweiten Runde ist Gotthardt aber krasser Außenseiter: Dort wartet mit Stephen Bunting ein Geheimfavorit auf den Titel. Bunting feierte vor rund 11 Monaten beim Masters seinen ersten TV-Titel bei der PDC, es folgten viele teils schmerzhafte Finalniederlagen bei den Players Championship Turnieren. Insgesamt war "The Bullet" aber das ganze Jahr über auf konstant hohem Niveau unterwegs, nur wenige Namen kommen an seine Statistiken heran. Ausgerechnet solche wie Luke Humphries oder Gary Anderson kreuzten vor allem bei den Majors früh seinen Weg. Somit kann schon das Gefühl aufkommen, dass er zumindest bei den Events abseits der TV-Kameras zu wenig aus seiner Topform gemacht hat.
Vor seinem WM-Auftritt konnten wir auch mit Kai Gotthardt ein Interview führen. Dabei sprechen wir mit ihm über sein Jahr und seinen Eindrücken auf den verschiedenen Touren. Außerdem gehen wir kurz auf seine Stärken sowie Schwächen ein und werfen einen Blick auf die anstehende Weltmeisterschaft sowie auf seine Pläne für das kommende Jahr.
Saison-Average: 86,82 (Platz 161 der PDC)
Saison-Doppelquote: 33,74% (Platz 336 der PDC)
Bilanz 2024: 113 Siege / 53 Niederlagen
Höchster TV-Average: TV-Debüt
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Foto-Credit: Felix Höfer/PDC Europe
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**Quelle: dartn.de
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