Dienstag, 31. Juli 2018 18:40 - Dart News von dartn.de
Das World Matchplay 2018 ist Geschichte und dieses Jahr war es das erste Mal, daß Phil Taylor seit der Premiere im Jahre 1994 nicht an seinem erklärten Lieblingsturnier teilgenommen hat. Im vergangenen Jahr konnte er sensationell den Titel noch ein letztes Mal gewinnen, da er aber nach der vergangenen Dart WM seine Karriere beendet hat, musste das Turnier in diesem Jahr ohne Titelverteidiger auskommen. Aber so ganz ohne "The Power" ging es natürlich auch bei diesem Turnier nicht: Zum einen war im Vorfeld bereits der Pokal für dieses Turnier in die "Phil Taylor Trophy" umbenannt worden, zum anderen ließ es sich Taylor natürlich nicht nehmen an den meisten Tagen im Empress Ballroom der Winter Gardens in Blackpool anwesend zu sein. Und damit er sich nicht langweit, hatten die Kollegen von SkySports England ihn kurzerhand als Interviewer und Co-Kommentator verpflichtet, damit er dort einmal aus dem Nähkästchen plaudern konnte.
Aber das Turnier kam auch durchaus ohne seinen Titelverteidiger zurecht - in gewisser Hinsicht konnte man sagen, das World Matchplay in diesem Jahr hatte nun wirklich alles, was man sich von einem weltklasse Turnier erwarten konnte und düfte eines der besten und spannendsten, wenn nicht das beste World Matchplay aller Zeiten gewesen sein. Und das hatte folgende Gründe:
Das Turnier war spannend wie selten zuvor, was sicherlich daran lag, daß sich bereits von Anfang an die Top Favoriten einer nach dem anderen verabschieden mussten: So erwischte es gleich in der ersten Runde den Top Favoriten Michael van Gerwen, der sich in einem hart umkämpften Spiel mit 6:10 seinem Landsmann Jeffrey de Zwaan geschlagen geben musste, der in der kommenden Runde dann auch gleich noch Doppelweltmeister Adrian Lewis bezwingen konnte. In dieser zweiten Runde folgten Lewis dann u.a. noch die Nr. 3 (Rob Cross), Nr. 5 (Daryl Gurney), Nr. 9 (Michael Smith) und Nr. 10 (James Wade) der Setzliste.
Dazu konnten einige Spieler glänzen, welche man so vorher nicht so auf dem Schirm hatte, so erreichte neben de Zwaan auch noch Joe Cullen als zweiter ungesetzter Spieler das Viertelfinale. Letzterer unterlag dort dann Gary Anderson, der in der kommenden Runde dann auch den Dream-Run des jungen Niederländers beendete. De Zwaan verbesserte sich durch diese mit Abstand beste Leistung seiner Karriere glatt um 18 Plätze von Platz 68 auf Platz 50 der Weltrangliste.
Und die Spiele waren ausgeglichener, so gab es sehr viel seltener als früher sehr deutliche Ergebnisse. Zum Beispiel trennten in fünf der acht Begegnungen der 2. Runde lediglich 3 oder weniger Legs die beiden Kontrahenten, eines der Spiele wurde sogar erst in einem Sudden Death Leg entschieden. Zum anderen war zum ersten Mal seit Beginn dieses Turniers im Halbfinale kein einziger Engländer mehr vertreten, sondern zwei Schotten, ein Österreicher und ein Niederländer. Auch das beweist, wie ausgeglichen die Leistungen der Spieler inzwischen geworden sind.
Aber nicht nur daß es spannend war, auch die Leistungen waren dementsprechend hoch. So wurde insgesamt 301 x 180 Punkte geworfen (wie passend), drei mal durften wir das höchste Finish genießen und als Krönung zu dem Ganzen hatte das Turnier einen 9-Darter - Gary Anderson erlöste uns von einer 290 Tage andauernden Durststrecke und spielte im Viertelfinale gegen Joe Cullen einen 9-Darter (180, 180, T20, T19, D12). Und vor allem das Finale bewegte sich auf einem selten auf diese Länge des Spiels gesehenen Niveau.
Im Finale legten Gary Anderson und Mensur Suljovic dann so richtig los, wenn ein Spieler am Ende mit einem Average von 104,43 Punkten verliert und das Match insgesamt über 40(!) Legs ging, dann war das schon eine herausragende Leistung beider Kontrahenten. Das Finale war an Spannung kaum zu überbieten: Nachdem zunächst Suljovic das Geschehen unter Kontrolle hatte und zwischenzeitlich mit 9:7 Legs in Führung lag, drehte der "Flying Scotsman" das Spiel völlig und benötigte beim Stand von 17:13 nur noch ein Leg zum Sieg. Aber in 12,13,16 und 12 Darts zwang der Wiener das Spiel in die Verlängerung, in der er dann selber in 14 Darts in Führung gehen konnte, bevor sich Anderson in 13 und 12 Darts die 19:18 Führung sichern konnte und im darauffolgenden Leg einen Bouncer auf das Bullseye für ein 121er Finish in 12 Darts zum Match hinnehmen musste. Suljovic war in 11 Darts zur Stelle, aber der Doppelweltmeister behielt die Nerven und 14 und 15 Darts später durfte Gary Anderson dann zum ersten Mal seinen Namen auf die Trophäe schreiben lassen. Neben der weltklasse Leistung war vor allem auch das Verhalten beider Spieler und der Respekt voreinander vor, während und nach dem Finale große Werbung für den Dartsport. Auch der Anhang beider Spieler verhielt sich mehr als fair, sowohl Anderson als auch Suljovic hatten ihre Söhne beim Finale dabei, gleich im Anschluß an den Matchdart gratulierte Mensurs Sohn Tarek Andersons Sohn Tai mit einem High Five zum Titelgewinn seines Vaters.
Übertragen würde das Turnier in Deutschland von DAZN und Sport1. Bei DAZN kommentierte Elmar Paulke mit wechselnden Co-Kommentatoren, so waren zeitweise Martin Schindler und auch Max Hopp als Experten mit dabei. Eine Premiere gab es dann an dem Abend des 9-Darters: Paulke hatte keine Zeit und somit durften Max und Martin erstmals gemeinsam mit Youtuber Marcel Scorpion "alleine" ans Mikrofon.
Bei Sport1 im Free-TV verfolgten im Schnitt 610.000 Zuschauer das Finale, mit 820.000 Zuschauern in der Spitze näherte man sich sogar bereits der Eine Millionen Zuschauer Marke, Werte, welche bisher höchstens während der Dart WM erreicht wurden. Für Sport 1 kommentierte Basti Schwele, als Experte war Gordon Shumway im Studio. Sascha Bandermann begleitete das Turnier vor Ort.
In dieser Form darf man sich jetzt bereits jetzt diebisch auf die kommende Ausgabe dieses traditionsreichen Turniers im nächsten Jahr freuen. So kurz vor der Sommerpause derart angefixt zu werden ist gemein (das nächste größere Major TV Turnier ist die Champions League Darts ab dem 22. September, auf der European Tour geht es bereits früher am 31.08. mit der German Darts Championship 2018 in der Halle 39, Hildesheim weiter.
Ein Kommentar von Patrick "Echse" Exner
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Foto-Credit: Lawrence Lustig/PDC
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Quelle: Sport1.de
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