Montag, 10. Dezember 2018 15:50 - Dart News von dartn.de
Nur noch wenige Tage bis zum Start der PDC Weltmeisterschaft 2019. In diesem Jahr werden erstmals gleich sechs deutschsprachige Teilnehmer mit dabei sein. In unserem ersten Teil der Vorschau nehmen wir drei von ihnen genauer unter die Lupe. Die Rede ist von Rowby-John Rodriguez, Robert Marijanovic und Mensur Suljovic.
Es gilt weiterhin festzuhalten, dass Rodriguez seiner Form vergangener Tage hinterherläuft. Das war auch in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder zu sehen. Es gab Ausreißer nach oben, etwa mit einem Achtelfinale bei einer Players Championship im März, oder einem Titelgewinn auf der Development Tour zwei Monate später. Ansonsten agierte "Little John" oftmals zu unkonstant. Nach seinem einzigen gewonnenen Bühnenspiel in diesem Jahr sagte der Wiener im Interview, dass er erkannt habe, wieder mehr für seinen Erfolg tun zu müssen. Richtig zu fruchten scheint das jedoch nicht, die Leichtigkeit und das Selbstverständnis früherer Erfolge sind verloren gegangen. Die WM-Teilnahme sicherte sich Rodriguez bei einem Qualifikationsturnier in der Schweiz Anfang Oktober. Über die Pro Tour hätte es nicht gereicht.
Entsprechend viele Fragezeichen stehen aufgrund der letzten zwei Jahre hinter seinem kommenden Auftritt im Ally Pally. Noch nie konnte der 24-jährige dort ein Spiel gewinnen. Dieses Mal weiß er außerdem, dass er zum Siegen verdammt ist, wenn er in der Weltrangliste auch im neuen Jahr unter den besten 64 stehen will. Passiert das nicht, muss Rodriguez zum ersten Mal seit 2014 wieder bei beginnen. Zwei Runden müsste er nach dem aktuellen Stand überstehen, um diesem Schicksal zu entgehen.
Sein Auftaktgegner ist Ricky Evans, der ein deutlich besseres 2018 spielte. Einen Hang zu schwankenden Leistungen hat aber auch er. Rodriguez ist folglich nicht chancenlos und könnte anschließend auf Cristo Reyes treffen. Auch beim Spanier lief es schon einmal besser. Klar ist aber auch: Ist Österreichs Nummer Drei so weit von seinem A-Game entfernt, wie zuletzt bei den Players Championship Finals, wird die WM für ihn schnell vorbei sein.
Für manche überraschend sicherte sich Marijanovic im Januar eine Tourkarte und nutzte diese dann auch für viele Turniere auf der Pro Tour. Dort konnte er zunächst immer wieder einmal die erste Runde überstehen, bevor er dann im Juni mit einem Achtelfinale richtig von sich reden machte. Danach stabilisierten sich die Leistungen des "Robstar", so dass er Mitte September in einer aussichtsreichen Position für einen WM-Startplatz über die Pro Tour lag. Ein paar schwächere Wochenenden machten diesen Traum vorerst wieder zunichte, doch Marijanovic ergriff eindrucksvoll seine zweite Chance. Beim Finale der Super League Germany war er über den gesamten Tag der beste Spieler und sicherte sich verdient den Titel. Das bedeutet seine bereits dritte Reise in den Ally Pally. Der Freudenstädter hat sich in diesem Jahr verbessert, ist konstanter geworden und macht dafür die viele Spielpraxis auf der Tour verantwortlich. "Man geht anders in die Matches, man ist extrem starke Gegner gewöhnt. Das Jahr auf der Tour hat mir extrem geholfen."
Mit Richard North hat Marijanovic eine eher unangenehme Auftakthürde erwischt. Der Engländer konnte sich in diesem Jahr unter die Top 40 der Welt spielen und reist wohl durchaus mit gewissen Ambitionen nach London. Aber auch er stand noch nicht oft auf einer großen TV-Bühne und hat im Gegensatz zu Marijanovic noch keine WM-Partie gewonnen. Der "Robstar" hat das Spiel, um North zu schlagen, darf sich aber auch nicht all zu viele Schnitzer erlauben. Steve West wäre in Runde Zwei schon noch einmal eine andere Hausnummer. Dennoch hat Marijanovic das Potential, im Ally Pally für Wirbel zu sorgen.
Grundsätzlich war Suljovic mit zwei Turniersiegen, einem Major-Finale und drei weiteren großen Halbfinals sehr erfolgreich. Es gab allerdings auch drei Momente, bei denen mehr möglich gewesen wäre. Zunächst einmal das Finale beim World Matchplay, das "The Gentle" denkbar knapp gegen Gary Anderson verlor. Er selbst sagt dazu im exklusiven Interview auf DAZN: "Ich habe mich nicht als Verlierer gefühlt, denn wir haben beide auf top Niveau gespielt. Am Ende muss einer verlieren." Mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit wäre jedoch eine 14:6 Führung für Suljovic möglich gewesen und damit die große Chance auf den Gewinn des zweitwichtigsten Turniers der Welt. Im Oktober dann der World Grand Prix, bei dem die Nummer Sieben der Welt im Halbfinale eine 3:0 Führung gegen Peter Wright aus der Hand gab. Beim Grand Slam im November war es ein 10:5 Vorsprung, den Suljovic gegen Gerwyn Price nicht ins Ziel brachte.
Insgesamt ist festzustellen, dass Österreichs Bester in diesem Jahr nicht das konstante Uhrwerk war, das man in den Jahren zuvor mit ihm in Verbindung brachte. Wenn er verliert, gibt es immer wieder Momente, wo die Leistungen nicht stimmen. Suljovic selbst hat das ebenfalls erkannt. "Am Training liegt es nicht, ich habe immer dasselbe gemacht, wie sonst. Ich muss das mit meinem Mentaltrainer besprechen, da ist irgendein Problem im Kopf", sagt er bei DAZN.
Suljovic hat ohne Zweifel das Potential, sehr weit zu kommen. Seine Turnierhälfte enthält mit Wright und Cross zwei eher formschwache Spieler und es scheint alles möglich zu sein. Die Weltmeisterschaft war bislang aber nicht unbedingt sein Turnier. Auch in diesem Zusammenhang spricht er davon, dass "irgendwas im Kopf blockiert und man keine Leistung bringt." Bekommt der Wiener das in den Griff, ist auch das Finale denkbar. Als Ziel hat er zunächst ausgegeben, zum ersten Mal unter die besten acht zu kommen.
Schaut man sich seine Auslosung an, hat er einen eher steinigen Weg zu gehen. Zunächst wartet auf ihn am 20. Dezember der Sieger aus dem Duell zwischen Ryan Searle und Stephen Burton, die beide noch völlig ohne WM-Erfahrung sind. Vor allem Searle schätzt Suljovic stark ein: "Er hat in letzter Zeit top Leistungen gezeigt. Einer der gefährlichsten Gegner außerhalb der Top 32." Dennoch ist "The Gentle" klarer Favorit. Kniffliger könnte es schon zwei Tage später werden, denn dann kann es zum Aufeinandertreffen mit James Wilson kommen, der das Potential eines Stolpersteins besitzt. Noch einmal anspruchsvoller wäre ein potentielles Achtelfinale gegen Michael Smith, gegen den Suljovic in der Vergangenheit aber auch oft triumphieren konnte. Zunächst einmal wären die letzten 16 realistisch. Danach entscheidet sich für Suljovic sehr viel über die Tagesform.
Morgen gibt es dann Teil 2 unserer WM-Vorschau. Dann geht es um die drei deutschen Starter Gabriel Clemens, Martin Schindler und Max Hopp.
Alle Informationen zur WM gibts auf unserer [Dart WM Turnierseite]
Den Spielplan findet ihr hier [Dart WM 2019 Spielplan]
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Foto-Credit: Lawrence Lustig / PDC
[kb/ds]
**Quelle: dartn.de
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