Rowby-John Rodriguez im Interview: "Es fühlt sich anders an"

Freitag, 26. März 2021 16:49 - Dart News von dartn.de

Interview Rowy-John Rodriguez

Im Februar hat Rowby-John Rodriguez seine Tourkarte endgültig verloren. Als Nachrücker überzeugte "Little John" aber bislang bei der Super Series und ist nach kurzer Pause wieder Österreichs Nummer Zwei. Im Interview mit Dartn.de äußert er sich zu den letzten Monaten, nennt Gründe für sein Scheitern bei der Q-School und hat einen kleinen Wunsch für die nähere Zukunft.

Das Interview mit Rowby-John Rodriguez

Dartn.de: Rowby, wir haben das letzte Mal Anfang November gesprochen, als du die Winter Series noch vor dir hattest und noch alles möglich war. Die lief aber dann nicht nach Plan. Wie ist es dir da ergangen?
Rowby-John Rodriguez: Zunächst möchte ich sagen, dass ich mit meiner Spielstärke niemals in so eine Situation kommen darf. Ich habe den Druck gespürt, habe alles gegeben, aber es hat nicht gereicht. Vor allem in den letzten Monaten der Saison kann ich mir gerade was den Einsatz betrifft überhaupt nichts vorwerfen. Ich fand es dann aber gar nicht so schlimm, dass ich zur Q-School musste und habe mir auch gedacht, dass mir eine Pause gut tun könnte, wenn ich die Tourcard nicht schaffe.

Dartn.de: Wie hast du die Q-School erlebt? Fünf Punkte waren über die Rangliste zu wenig, erst am letzten Tag bist du in Fahrt gekommen, hast unter anderem einen 106er Average gespielt, um dann danach auf 81 abzustürzen.
Rowby-John Rodriguez: Wir sind zwei Tage vor der Q-School umgezogen, da musste ich also einige Male schwer heben. Dann hatte ich noch eine fünfstündige Autofahrt nach Hildesheim vor mir und als ich dann gemeinsam mit Michael Rasztovits am Abend noch trainieren wollte, konnte ich kaum stehen. Ich hatte starke Rückenschmerzen und habe in den nächsten Tagen regelmäßig Schmerzmittel nehmen müssen. Dann gab es am ersten Tag in meinen Augen sieben Spieler, auf die ich nicht hätte im ersten Spiel treffen wollen und einer davon war Geert Nentjes. Als ehemaliger Tourcard-Holder hatte er einfach die Erfahrung, mit der er mich dann auch 6:5 geschlagen hat. Bei 5:5 habe ich das Bullseye zum Match verpasst und er macht im Gegenzug auf Bull zu. Ähnlich ging es mir auch am dritten Tag gegen Vincent van der Meer. Am zweiten Tag verliere ich gegen einen starken Christian Bunse, das kann passieren. Am vierten Tag war dann für mich klar, dass ich nur noch diese eine Chance habe und dann habe ich mich auch mit der angesprochenen 106 bis ins Viertelfinale gespielt. Da standen dann Adam Gawlas und ich zunächst schon an unserem Board, aber die Offiziellen haben uns wieder weggeholt. Adam war zu seinem vorherigen Spiel zu spät gekommen und es gab Beschwerden, weil er mit den Darts geraschelt hat. Da mussten sie dann erst einmal in England anrufen, was sie tun sollen. So hat sich unser Spiel um etwa eine halbe Stunde verschoben. Ich habe mich weiter eingespielt, aber konnte nie richtig die Spannung aufbauen, die ich für ein Spiel brauche, weil ich nicht wusste, wie viel Zeit noch ist. Im Match hat Adam dann dasselbe auch gegen mich gemacht, also mit seinen Darts geraschelt, um mich rauszubringen. Ich habe ihn zwischendurch gefragt, warum er das macht, weil wir doch eigentlich Freunde sind und er hätte den Punkt gar nicht unbedingt für die Karte gebraucht. Am Ende konnte ich meine Konzentration nie richtig aufbauen. Das ist dann aber meine Schuld, weil mir das mit meiner Erfahrung nicht passieren darf.

Dartn.de: Dann bist du bei allen bisherigen Turnieren der Super Series als Nachrücker dabei gewesen, hast 5.500 Pfund eingespielt und unter anderem Peter Wright, Daryl Gurney sowie Dimitri van den Bergh geschlagen. Warum läuft es jetzt plötzlich besser?
Rowby-John Rodriguez: Ich habe schon am ersten Tag zu Mensur Suljovic gesagt, dass es sich alles ganz anders anfühlt. Ich habe keine Karte, habe das Privileg, trotzdem spielen zu dürfen und es ist viel weniger Druck da. Das hat sich dann auch in meinen Ergebnissen bemerkbar gemacht. Und dann kommt auch das Selbstvertrauen wieder. Dass ich gegen so große Namen gewinne, war in letzter Zeit eine absolute Ausnahme und jetzt schaffe ich es mehrfach in kurzer Zeit. Inzwischen habe ich auch privat keinen Stress mehr und das macht sich beim Dart sofort bemerkbar. Ich kämpfe auch wieder mehr, das hat mir lange gefehlt. Ich war immer ein Kämpfer. Insgesamt wundere ich mich in den letzten Wochen aber schon über mich selbst.

Dartn.de: Die erneute Teilnahme am World Cup ist jetzt ebenso in Reichweite, wie die WM und die Players Championship Finals. Was sind deine Ziele für diese Saison?
Rowby-John Rodriguez: Ich wusste schon nach der Q-School, dass Harald Leitinger recht wenig eingespielt hat und auch die anderen Österreicher von starten. Deshalb war mir klar, dass ich in jedem Fall eine gute Chance auf den World Cup habe. Das ist mein Ziel und auch die anderen Turniere, über die du gesprochen hast, möchte ich gerne erreichen. Ideal wäre es, wenn ich am Ende des Jahres unter den Top 64 stehe, aber es steht nicht fest, dass ich an jedem Turnier teilnehmen darf. Das ist für Harald Leitinger und Zoran Lerchbacher anders, die sind fix dabei. Ich muss hoffen, dass ich jedes Mal nachrücken kann. Das ist recht realistisch, aber es ist nicht garantiert und deshalb denke ich über all das gar nicht so viel nach und nehme die Dinge, wie sie kommen. In dem Zusammenhang wünsche ich mir, dass die Challenge Tour so lange wie möglich nicht stattfindet, weil ich sonst mir meine Nachrückerposition wieder ganz neu erarbeiten muss.

Dartn.de: Lass uns noch kurz über deinen jüngeren Bruder Rusty-Jake sprechen. Bei unserem letzten ausführlichen Gespräch hast du dich ja eher kritisch zu ihm geäußert. Wie beurteilst du seine Entwicklung inzwischen?
Rowby-John Rodriguez: Auch er hat seine privaten Probleme aus der Welt geschafft und das sieht man an seinem Spiel. Er hat wieder einen Job und das tut ihm gut. Er trainiert auch wieder mit mir und Mensur und fegt uns da regelmäßig vom Board, wobei ich nie die besten Leistungen im Training bringe. Mir war klar, dass er die Tourkarte nur als Tagessieger holen kann und nicht über die Rangliste und so ist es dann auch gekommen. In dem Zusammenhang verstehe ich das Punktesystem der PDC nicht. Rusty hat jedes Mal mindestens ein Spiel gewonnen und andere verlieren zweimal das erste Spiel, haben einen guten Run und das reicht dann über die Rangliste.

Dartn.de: Wie hat dir denn das neue System bei der Q-School generell gefallen?
Rowby-John Rodriguez: Ich hätte gerne auch schon die Vorquali gespielt. Alle, die das durften, konnten Matchpraxis sammeln. Mein letztes Spiel war Ende November bei der WM-Quali. Allgemein habe ich nicht verstanden, warum so viele Deutsche angetreten sind und eigentlich gar nicht die Karte haben wollen. Damit nehmen sie anderen die Punkte weg, die wirklich Profi sein wollen. Wer nicht auf die Karte gehen will, sollte zu Hause bleiben.

Weitere Informationen:

Alle Infos zu Rowby-John Rodriguez gibt es in seinem [Spielerprofil]

Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig

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Quelle: dartn.de

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