Zoran Lerchbacher im Interview: "Ich war einfach geil aufs Spielen"

Montag, 22. Februar 2021 15:00 - Dart News von dartn.de

Interview - Zoran Lerchbacher

Bei der European Q-School in Niedernhausen hat sich Zoran Lerchbacher über die Punkterangliste die Tourkarte zurückgeholt. Damit wird der Österreicher in sein sechstes Jahr auf der Tour der PDC gehen. Im Interview mit Dartn.de spricht er über den Neustart nach einem Jahr Wettkampfpause, seine Turnierpläne, die Ziele für die Saison und World Cup-Ambitionen.

Das Interview mit Zoran Lerchbacher

Dartn.de: Zoran, du hast nach einem Jahr Pause die Karte wieder. Wie war das Comeback nach so langer Turnierpause?
Lerchbacher: Der Hunger ist wieder da und es hat Spaß gemacht, wobei ich natürlich nicht wusste, wo ich stehe. Aber man hat schnell gesehen, dass ich nichts verlernt habe und das hat mir natürlich auch geholfen. Ich war froh, dass es wieder weitergeht und bin sehr zufrieden mit der Q-School.

Dartn.de: Wie hast du die Bedingungen in Niedernhausen empfunden, die ja doch anders waren, als zum Beispiel noch 2019?
Lerchbacher: Die PDC hat das gut gemacht, das Konzept vor Ort hat funktioniert und wir sind alle froh, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, solche Turniere zu spielen. Es war etwas ungewohnt, dass ich die Maske die ganze Zeit tragen musste, außer wenn ich am Board war, oder etwas gegessen oder getrunken habe. Am ersten Abend hatte ich dann auch Kopfschmerzen, aber danach kam ja eine Pause für mich und dann habe ich das in den Griff bekommen.

Dartn.de: Du bist direkt am ersten Tag der Vorqualifikation durchgekommen und hattest dann zwei Tage Pause. Wie schwierig war das für dich?
Lerchbacher: Das hat mir nichts ausgemacht, weil ich nach so langer Pause einfach geil aufs Spielen war. Deshalb habe ich auch an den freien Tagen vier oder fünf Stunden trainiert. Ich hatte zwar ein Board auf dem Zimmer, aber unten im Hotel gab es einen gut beleuchteten Practice Room und den habe ich dann auch regelmäßig genutzt.

Dartn.de: Was war der Schlüssel, dass es an den ersten beiden Tagen der Final Stage mit sieben Punkten für die Rangliste gut gelaufen ist und was war an den beiden restlichen Tagen anders?
Lerchbacher: Ich habe es Sonntag und Montag in vielen wichtigen Momenten geschafft, meine Chancen zu nutzen. Da waren mehrere wirklich gute Spiele dabei und auch, wenn die Averages mal niedriger waren, habe ich es geschafft, die meisten Matches zu gewinnen. Am dritten Tag hat mich dann in der dritten Runde ein Zuschauer abgelenkt und da musste dann auch die Security eingreifen. Am letzten Tag habe ich einen starken Gino Vos in der ersten Runde erwischt und bin nicht richtig ins Spiel reingekommen. Am Ende war dann auch die Kondition ein Thema, weil es schon anstrengend ist, über einen so langen Zeitraum auf aller höchstem Niveau zu spielen. Hinzu kam, dass ich meine Schuhe, die ich bei der PDC an habe, ein Jahr nicht mehr getragen hatte und mich erst einmal wieder daran gewöhnen muss. Irgendwann hatte ich deshalb auch Schmerzen am Knöchel. Insgesamt habe ich aber das Beste rausgeholt und freue mich jetzt auf die kommenden Turniere.

Dartn.de: Wie sehr hast du nach deinem frühen Ausscheiden am letzten Tag noch gezittert, ob es tatsächlich zur Tourcard reicht?
Lerchbacher: Es gab Spieler, die sich gewundert haben, dass ich überhaupt noch spiele. Ich habe aber gesagt, dass ich noch nicht zu 100 Prozent durch bin und deshalb wollte ich auf jeden Fall antreten. Als ich dann gegen Gino Vos verloren hatte, habe ich mir dann aber keine großen Gedanken gemacht und bin anschließend nach Hause gefahren.

Dartn.de: Wie sehen jetzt deine Pläne aus? Wirst du bei den ersten Turnieren der Super Series und bei den UK Open dabei sein? Hast du vor, alle Turniere in den kommenden zwei Jahren zu spielen?
Lerchbacher: Die ersten Players Championships spiele ich auf jeden Fall und danach bleibe ich auch für die UK Open direkt in England. Grundsätzlich habe ich vor, alle Turniere zu spielen, aber gerade mit Corona weiß man natürlich nicht, was da dieses Jahr noch kommt. Vielleicht machen sie ja in England noch mal vier Wochen alles zu. Insgesamt ist durch die aktuelle Ausnahmesituation auch vieles teurer geworden und ich hoffe da schon auch auf Unterstützung von Sponsoren. Es sind aber auch Rücklagen da und erst einmal habe ich geplant, überall mit dabei zu sein.

Dartn.de: Was hast du dir für die ersten Turniere der Super Series vorgenommen?
Lerchbacher: Natürlich muss ich erst einmal wieder reinkommen, aber ich will schon von Anfang an Gas geben. Ich möchte gerne beim World Cup wieder für Österreich spielen und wer weiß, wann da der Cut ist. Deshalb wäre es nicht schlecht, schon früh entsprechend Preisgeld zu sammeln.

Dartn.de: Du hast deine Pause ohne Tourkarte dazu genutzt, deinen Dartshop auszubauen und ein Gasthaus mit deiner Lebensgefährtin zu eröffnen. Kannst du das alles mit deinen Reisen als PDC-Profi unter einen Hut bringen?
Lerchbacher: Ja, da bin ich guter Dinge. Für das Lokal werden wir noch jemanden einstellen müssen, aber ansonsten ist das alles bei meiner Frau in guten Händen. Sie kümmert sich dann auch um den Shop, so dass ich mich voll aufs Dartspielen konzentrieren kann, wenn ich bei Turnieren bin.

Dartn.de: Gerade in deinem letzten Jahr als Tourcard-Holder ist es nicht so gut gelaufen. Was kannst du daraus für die Zukunft mitnehmen? Wirst du etwas anders machen?
Lerchbacher: Ich möchte in Zukunft nicht mehr so viel negatives in meine Spiele mitnehmen, mich nicht mehr von außen beeinflussen lassen. Ich muss mich auf mich selbst konzentrieren und in den wichtigen Momenten voll da sein. Das Scoring ist gut und ich bin auch keiner, der so sehr auf die Averages schaut. Bei der Q-School gab es ein paar Legs, wo zu viele Scores um die 40 dabei waren, aber das ist kein prinzipielles Problem. Die Doppel können allerdings noch besser sein und daran möchte ich arbeiten. Das heißt nicht, dass ich insgesamt mehr trainieren möchte, denn man kann sich auch überspielen. Insgesamt steht das mentale im Vordergrund.

Dartn.de: Was sind deine Ziele für die kommende Saison? Steht die WM-Quali über allem?
Lerchbacher: Ja, die WM ist ein großes Ziel und ich möchte mich so schnell wie möglich unter die Top 64 spielen. Den World Cup habe ich ja schon angesprochen. Der Rückstand auf Harald Leitinger ist nicht so groß, aber man muss auch erst einmal schauen, wie viel er sich weiterentwickeln konnte und wie sehr er aus seinem ersten Jahr gelernt hat.

Dartn.de: Anfang 2018 warst du in der Weltrangliste nah an den Top 50 dran, das war gleichzeitig deine höchste Platzierung. Kannst du dort wieder hinkommen?
Lerchbacher: Ja, das halte ich schon für realistisch. Das Jahr Pause hat mir gut getan und die Motivation ist voll da. Das ist sehr wichtig und wenn ich dann noch konsequent meine Chancen nutze, kann es weit gehen. Wenn der Gegner einen 123er Average spielt, kann man natürlich wenig machen. Ansonsten bekommst du aber immer deine Chancen und da muss ich dann zur Stelle sein.

Weitere Informationen:

Alle Infos zu Zoran Lerchbacher gibt es in seinem [Spielerprofil]

Foto-Credit: PDC/Lawrence Lustig

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Quelle: dartn.de

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