Montag, 15. August 2022 12:38 - Dart News von dartn.de
Danny Noppert hat die UK Open gewonnen und das Halbfinale des World Matchplay erreicht. Dennoch ließ die Professional Darts Corporation ihn bei praktisch allen Einladungsturnieren des Jahres 2022 aus, zuletzt sogar bei den World Series Finals. Ein klares Indiz dafür, dass Noppert bei den PDC-Verantwortlichen trotz seiner Erfolge nicht als Zuschauermagnet gilt. Was bedeutet das für seine Chancen auf die Premier League?
Es gibt nur einen Spieler, der im Kalenderjahr 2022 erfolgreicher ist als Danny Noppert. Die Rede ist von Michael van Gerwen, der nach dem Gewinn der Premier League auch das World Matchplay für sich entschied und somit nach Preisgeld seit der WM an seinem Landsmann vorbeizog. Noppert folgt direkt auf Rang zwei.
Sein großer Erfolg, der Gewinn der UK Open, scheint an den PDC-Verantwortlichen geradezu vorbeigegangen zu sein. Direkt nach Turnierende wurde mehr über das Scheitern des Michael Smith gesprochen als darüber, dass Noppert einen 13-Darter zum Titel spielte und seinen ersten Matchdart nutzte.
Entsprechend der geringen Aufmerksamkeit war "The Freeze" kein Teil der gesetzten Spieler bei den World Series Events. Einzig bei den Dutch Darts Masters war er als einer von acht holländischen Erstrundengegnern der gesetzten Spieler dabei - und spielte sich unter anderem mit einem Sieg über van Gerwen ins Halbfinale vor. Für die Turniere in den USA, Dänemark, Australien und Neuseeland wurde er nicht berücksichtigt, auch nicht als Nachrücker für Peter Wright, der die Reise nach Down Under gesundheitsbedingt absagte.
Nun kann man argumentieren, dass Noppert die UK Open nicht mit überragenden Averages gewann und noch kein Top-acht-Spieler ist, also auch als einer von nur drei Major Champions des Jahres nicht zwingend bei World Series Events dabei sein muss. Auch Joe Cullen hat ein TV-Turnier gewonnen, Fallon Sherrock zieht das Publikum an, Michael Smith stand im WM-Finale, Jonny Clayton hat das Jahr 2021 dominiert, Dimitri van den Bergh war in Kopenhagen und Amsterdam erfolgreich, James Wade ist die Nummer fünf der Welt und eine Legende des Sports.
Als die PDC allerdings die Einladungen für die World Series Finals aussprach, sorgte das bei vielen Dart-Fans für Stirnrunzeln. Insgesamt 14 Spieler wurden berücksichtigt, der UK Open Champions, inzwischen auch World Matchplay Halbfinalist und zweiterfolgreichste Spieler war nicht darunter. Dafür unter anderem sein Landsmann Dirk van Duijvenbode, der zwar im Finale des Dutch Darts Masters stand, sportlich aber sonst hinter Noppert zurückbleibt.
Es wäre nicht weiter verwunderlich gewesen, wenn Noppert diese fehlende Wertschätzung seitens des Verbands zum Anlass genommen hätte, das Qualifikationsturnier für die World Series Finals auszulassen. Stattdessen blieb er ganz Profi und spielte sich einfach trotzdem ins Hauptfeld für das TV-Turnier im September durch. Er versucht weiter, auf sportlichem Wege Argumente für sich zu sammeln. Die braucht er auch, weil er nicht der charismatische, schillernde Superstar ist, der in Interviews für Furore sorgt.
Zu Beginn des World Matchplay gab Sky-Sports-Experte Wayne Mardle mit einer Aussage zu denken. Er sagte, Noppert sei "not a sexy Darts player" - oder frei übersetzt: Kein Spieler, den die Massen vor dem TV begeistert verfolgen. Eine kontroverse Aussage, da die Spieler mit der höchsten Qualität oft auch diejenigen sind, denen man am liebsten zusieht. Sportlich ist Noppert inzwischen über jeden Zweifel erhaben.
Ob die PDC Zuschauerdaten hat, die Mardles Aussage stützen, ist uns nicht bekannt. Ein Indikator könnten aber auch die Social Media Zahlen sein. Auf Instagram beispielsweise hat van Duijvenbode fast sechsmal so viele Fans wie Noppert, ohne sportlich erfolgreicher gewesen zu sein. Ein markanter Walk-on, Emotionen auf der Bühne und kultige Interviews rund um Auberginen und Co. sorgen für mehr Aufmerksamkeit als volle Konzentration auf das Sportliche, ein etwas langsamerer Rhythmus und recht gebrochenes Englisch.
Im Frühjahr haben wir es erlebt: Rob Cross war trotz des Gewinns der European Championship nicht bei der Premier League dabei. Das Feld wurde auf acht Spieler gestutzt, es gibt mehr unterschiedliche Major-Sieger als zu Zeiten der Dominanz von Phil Taylor und Michael van Gerwen. Ein TV-Turnier zu gewinnen, bedeutet somit nicht mehr automatisch, dass man in der Eliteliga mitmischen darf. Bis zum Januar wird es wahrscheinlich mindestens zwölf Spieler geben, die sich berechtigte Chancen machen dürfen.
Man kann es der PDC kaum zum Vorwurf machen, dass sie bei Einladungsturnieren versucht, die Spieler mit der größten Fanbase zu picken. Als eher stiller Charakter hat es Noppert daher schwerer als andere, sich ins Spiel zu bringen. Sportlich wäre er jetzt schon ein Top-Kandidat für die Premier League, aber die Nichtberücksichtigung für die World Series Finals gibt schwer zu denken.
Mit dem Herbst wird sich der Kampf um die acht Plätze weiter zuspitzen. Selbstverständlich ist auch Noppert im Rennen, und mit einem zweiten Major-Titel würde man wohl nicht mehr um ihn herum kommen. Man wird das Gefühl nicht los, dass er diesen zweiten Titel brauchen wird. Dass er mehr leisten muss als seine Konkurrenz, um es in die Premier League zu schaffen. Die UK Open alleine sind offensichtlich nicht genug.
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Foto-Credit: Lawrence Lustig (PDC)
[dj]
**Quelle: dartn.de
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