Halbzeit auf der Tour: Wo stehen die deutschsprachigen Spieler?

Donnerstag, 29. Juni 2023 18:58 - Dart News von dartn.de

Zwischenfazit: Gabriel Clemens & Martin Schindler

Bislang wurden nach der Weltmeisterschaft 24 Ranglistenturniere bei der PDC gespielt. Ab dem kommenden Wochenende folgen bis zur nächsten PDC-WM noch 25, es ist also quasi Halbzeit. Grund genug, einmal auf die deutschsprachigen Tourcard-Besitzer und das bislang erreichte zu schauen.

Schindler und Clemens vorneweg

In der aktuellen Jahresrangliste (von der ersten Players Championship 2023 bis heute) sind Martin Schindler und Gabriel Clemens die besten deutschsprachigen Akteure. Bei Schindler ist es aktuell Platz 14 mit 55.250 britischen Pfund, das ist eine Steigerung zum Vorjahreszeitraum von fast 8.000 Pfund. Gerade auf der European Tour wird aber auch mehr Preisgeld ausgezahlt. Als Highlights können zwei Halbfinals und sechs Viertelfinals angesehen werden, darunter auch erstmals eines bei den UK Open. Wobei es auch in diesen späteren Runden noch ein paar ärgerliche Niederlagen gab. Der Average von "The Wall" liegt in dieser Saison bei 94,16 Punkten, das sind sogar anderthalb Punkte weniger als 2022. Dafür sind die Checkouts leicht verbessert (aktuell 38,42 Prozent). Alles in allem ist das zwar nicht der nächste ganz große Sprung für Schindler, aber insgesamt völlig in Ordnung.

Auch bei Clemens hält sich das eingespielte Preisgeld im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Wage: 35.250 in diesem Jahr, 32.000 im Jahr davor. Das bedeutet Platz 23 in der Jahresrangliste. Größter Run war ein Finale auf der Pro Tour, Viertelfinals standen bislang noch gar nicht zu Buche. Den Average konnte der "German Giant" um fast zwei Zähler anheben (aktuell 94,13), bei den Checkouts verliert er mehr als ein Prozent (aktuell 36,6). Das ist ziemlich solide, wird aber nicht dazu führen, dass er in der Weltrangliste den Top 16 langfristig näherkommt.

Pietreczko im Aufwind, Achterbahn für Suljovic

Bei keinem der hier behandelten Spieler ist der Sprung vom letzten zu diesem Jahr wohl so groß wie bei Ricardo Pietreczko. Zwischen Mitte Januar und Ende Juni 2022 spielte er gerade einmal 4.500 Pfund ein. Diese Saison sind es bereits 24.500 und das bedeutet Platz 35 in der Jahresrangliste. Ein Halbfinale war bislang der Höhepunkt. Ein Debüt bei der WM ist sehr wahrscheinlich, gute Chancen gibt es auch noch auf die European Championship. Zuletzt gab es eine kleine Durststrecke, bis "Pikachu" wieder ein Achtelfinale verzeichnete. Insgesamt hat er gute Chancen, die Tourkarte auch über dieses Jahr hinaus zu behalten. Pietreczkos Saison-Average liegt bei fast 93, das ist eine Steigerung von über fünf Punkten. Noch beeindruckender ist der Sprung bei der Doppelquote: Mit aktuell 44,39 Prozent ist er der beste Profi überhaupt und konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zehn Prozent drauflegen.

Mitte Juni hat sich Mensur Suljovic zum ersten Mal in die WM-Plätze über die Pro Tour gespielt. Österreichs Nummer 1 muss ordentlich kämpfen, aus den Top 32 der Welt ist er bereits gefallen. 13.250 Pfund von Januar bis Juni bedeuten auch nur Position 59 im Form-Ranking, letztes Jahr spielte er in der gleichen Zeit fast das doppelte ein. Zuletzt gab es immerhin ein Halbfinale bei einer Players Championship und die letzten Acht beim Heimturnier auf der European Tour. Der Average ist auf 90 Punkte abgesackt (-2,5), allerdings wurde die Doppelquote um fast vier Prozent auf 39,84 verbessert. Suljovic darf nicht nachlassen, sonst wäre im Folgejahr wohl auch die Tourkarte in Gefahr.

Mensur Suljovic

Gegensätze bei Rupprecht und Hempel

Obwohl Pascal Rupprecht (12.750) und Florian Hempel (12.000) diese Saison fast das identische Preisgeld eingespielt haben, werden ihre Leistungen zurecht völlig unterschiedlich bewertet. Rupprecht ist der Senkrechtstarter, der sich völlig überraschend bei der Q-School durchsetzen konnte. Ein Achtelfinale und stetige kleine Erfolge bringen ihn aktuell in die Nähe eines WM-Debüts. Sein Average ist mit fast 90 sehr ordentlich, in vielen Momenten klemmen noch die Doppel (aktuell 35,28 Prozent). Es wäre aber ja auch langweilig, wenn der Bielefelder gar keine Ansatzpunkte für Verbesserungen hätte.

Hempel hat im Vergleichszeitraum 2022 quasi das identische Preisgeld eingespielt. In diesem Jahr kam er noch nicht über die letzten 32 bei einem Turnier hinaus. Sorgen macht sein Average, der von 90 auf ungefähr 86 abgerutscht ist. Ein Prozent plus bei den Checkouts machen hier kaum einen Unterschied. Der 33-jährige braucht das buchstäbliche Wunder, wenn er nicht im Januar erneut Q-School spielen möchte. Der Trend spricht aber ganz klar gegen ihn.

Rodriguez-Brüder straucheln, Klose sammelt Erfahrung

Vor ziemlich genau einem Jahr war Rowby-John Rodriguez vielleicht in der Form seines Lebens. Er erreichte unter anderem das Finale des European Tour Events in Trier und überzeugte wenige Wochen später auch beim World Matchplay. Aktuell sieht alles schon wieder ganz anders aus: "Little John" belegt nur Platz 68 des Jahresrankings mit 11.750 Pfund. Letztes Jahr waren es um dieselbe Zeit schon 24.500 Pfund. Bei keinem Turnier ging es über die letzten 32 hinaus. Sein Average stürzt um sechs Zähler auf knapp unter 87 ab. Auch bei den Checkouts verliert der Wahl-Tiroler über drei Prozent. Aktuell wäre er für kein Major bis zum Jahresende qualifiziert und müsste dann 2024 extrem um die Tourkarte für die Folgejahre bangen.

Sein Bruder Rusty-Jake Rodriguez kann sich leider nicht wirklich auf der Tour etablieren. Die in dieser Saison bislang eingespielten 5.250 Pfund sind einfach zu wenig. Zuletzt gab es zwar ein Achtelfinale, doch bei 14 Players Championships überstand "RJR3" nur dreimal die erste Runde. Beim Average ging es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Punkte auf knapp 88 zurück, die Checkouts sind um zwei Prozent besser geworden (aktuell 36,39).

Einfach mal schauen, was so geht: Das gilt für den Neuling Daniel Klose, der gleichzeitig der älteste deutschsprachige Tourkarteninnhaber ist. 6.250 Pfund sind bislang erzielt, da gibt es bessere und auch schlechtere Neulinge im Vergleich. Zu beachten ist hier auch, dass Klose aus beruflichen Gründen nicht an jedem Turnier teilnehmen konnte. Aktuell wartet "Dan the Man" noch auf den Sprung über die letzten 64 hinaus. Dass ihm regelmäßige Spiele gegen die Elite gut tun, zeigt ein Blick auf die Statistik: Der Average steigt um knapp vier Punkte auf 90, auch die Doppel kommen etwas besser (aktuell 37,23 Prozent). Früher oder später wird es jedoch eine deutliche Ergebnissteigerung brauchen, um auch über 2024 auf der Tour verbleiben zu können.

Hinweis: Als Quelle der Statistiken zu eingespieltem Preisgeld, Averages und Doppelquote wurde Dartsorakel.com herangezogen.

Weitere Informationen:

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Foto-Credits: Jonas Hunold/PDC Europe

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Quelle: PDC - www.pdc.tv

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