Ranglisten nach Corona: Clemens auf Kurs, Hopp für WM fraglich

Mittwoch, 29. Juli 2020 19:29 - Dart News von dartn.de

 Gabriel Clemens hat sich beim World Matchplay weiter in der Weltrangliste hochgespielt.

Turnierabsagen, Verschiebungen und Wegfallen der Preisgelder – die Corona-Pause hat viele Konstanten im Dart aus den Angeln gehoben. Während die Spieler 4 Monate kein Geld verdienen konnten, wurden die Ergebnisse aus dem gleichen Zeitraum 2018 bzw. 2019 gestrichen. Somit sind die Karten neu gemischt, wenn es um den Erhalt der Tour-Karte und die Qualifikation zu den großen Turnieren geht. Welcher deutschsprachige Spieler aktuell wo steht und wie es in Richtung Jahresende aussieht, haben wir für euch zusammengefasst.

Zum Abschluss dieses Artikels findet ihr eine Tabelle, die den aktuellen Stand für jeden Spieler und jedes Turnier aufschlüsselt. Natürlich stehen alle Aussagen nur unter der Voraussetzung, dass die Turniere nun wie geplant stattfinden. Das wären neben den TV-Turnieren noch 4 Events auf der European Tour sowie 8 Players Championships.

Suljovic tendiert zum Rand der Top 16

Nach der Streichung des Matchplay-Finals 2018 und den diesjährigen Erfolgen von Dimitri Van den Bergh und Glen Durrant ist Mensur Suljovic auf Platz 14 in der Weltrangliste zurückgefallen. Es kann auch weiter heruntergehen, da noch zwei große Halbfinals von 2018 (Grand Prix und Grand Slam) aus der Wertung fallen werden. Für einen größeren Absturz müssten die Turniere in diesem Jahr aber auch Überraschungsfinalisten aus der zweiten Reihe bieten.

Die Zeichen stehen also insgesamt nicht schlecht, dass Suljovic im Januar nächsten Jahres zum fünften Mal in Folge als Top-16-Spieler am Masters teilnimmt. Denn dazu kommt: Bei den Players Championship Finals (2018 nicht teilgenommen) sowie der EM und WM (jeweils Auftaktniederlage) ist jeder Sieg ein Bonus in der Order of Merit, aktuell ist er für alle TV-Turniere mit Ausnahme des Grand Slam of Darts qualifiziert.

Hopps Position vakant

Allen voran Max Hopp hat mit der neuen Situation zu kämpfen. Dabei kam ihm die Pause vermeintlich gar nicht ungelegen: Anfang März hatte ihm die Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber seine Teilnahme an den UK Open verwehrt, durch die abgesagten Turniere konnte er sich in den folgenden Wochen vollständig regenerieren. Andererseits hatte er so aber auch keine Möglichkeit, die Streichergebnisse aus dem Jahr 2018 zu verteidigen, darunter mit dem European-Tour-Erfolg von Saarbrücken und 25.000 Pfund immerhin das größte Einzel-Preisgeld seiner Karriere.

Wir erinnern uns: Der 23-Jährige hatte nach einem katastrophalen 2017 den Weg in die Top 32 gefunden, auf das Jahr 2018 gesehen war Hopp ein Top-20-Spieler. Die eher durchschnittlichen Ergebnisse im Jahr 2019 bringen ihn jetzt in eine gefährliche Lage: Auf dem Floor läuft nicht viel zusammen, sodass der "Maximiser" aktuell für kein TV-Turnier qualifiziert wäre. Der mäßige Saisonstart sorgt sogar dafür, dass nicht einmal die WM gesichert ist - aus den Top 32 wird er auf Jahressicht herausrutschen, sollten nicht einige gute Turniere folgen. Damit wäre Hopp der höchstplatzierte Spieler, der nicht an der WM teilnimmt.

Clemens kann für alle Turniere planen

Beständig aufwärts geht es für Gabriel Clemens, aus deutscher Sicht dem Mann der Stunde. Abgesehen von einer verpatzten WM hat er in vier aufeinander folgenden TV-Turnieren das Achtelfinale erreicht und sich so in Schlagdistanz zur Top 32 gebracht. Aus dem Jahr 2018 ist lediglich ein weiteres Achtelfinale bei den Players Championship Finals zu verteidigen, was aber fast vollständig durch sein Debüt beim World Grand Prix gesichert wäre. Angesichts noch sechs ausstehender Turniere und 6.000 Pfund Vorsprung sollte dem "German Giant" dies kaum zu nehmen sein.

Aktuell würde es trotzdem nicht ganz reichen, um bei der WM in der 2. Runde gesetzt zu sein, dafür fehlen Clemens knapp 12.000 Pfund. Die können aber noch zusammen kommen, da Clemens abgesehen vom Grand Slam die Qualifikation zu allen Turnieren sicher hat, jeweils zwei Viertel- und Halbfinals auf dem Floor sei Dank.

Schindler knapp über dem Strich

Das Erreichen der letzten 32 bei den UK Open war der einzige Lichtblick einer mauen Saison für Martin Schindler, könnte ihn aber tatsächlich in den Top 64 halten. Über die zweite Runde ging es bislang bei keiner Players Championship hinaus. Ansonsten stehen nur zwei Finals auf der Development Tour, gewissermaßen ein Rettungsanker, sollte der Tourcard-Erhalt nicht auf gewöhnlichem Wege über die Bühne gehen.

Momentan ist Schindler von der Qualifikation für ein TV-Turnier weit entfernt, eine Teilnahme an der WM wäre das benötigte Ruhepolster. Ansonsten wird es darauf hinauslaufen müssen, mit ein paar guten Ergebnissen auf der Pro Tour als Tourkarteninhaber zu überwintern.

Rodriguez bangt um Tourkarte

Exakt gegensätzlich zu Schindler sieht es bei Rowby-John Rodriguez aus. Blickt man auf die Abrechnung am Jahresende, ist er knapp "unter dem Strich". Dafür sieht es mit einer Teilnahme an den Players Championship Finals sowie der WM deutlich besser aus, für beides fehlen ihm lediglich 500 Pfund, also ein läppischer Sieg auf der Tour. Auch für "Little John" gilt: Wer über die Pro Tour die WM erreicht, beweist, dass er zu den Top 64 der Welt gehört und festigt das durch einen schönes Preisgeld im Dezember. Die Mickey Mansells und Matthew Edgars dieser Welt beweisen, dass das langfristig funktionieren kann. Für Rodriguez spricht, dass er zuletzt auch in engen Spielen die Nerven behalten hat, für ein Achtelfinale reichte es in diesen Jahr indes noch nicht.

Pause zur Unzeit für Bunse

Der Jahresbeginn war für Christian Bunse ein echter Mutmacher. Ein Drittrundensieg gegen Michael van Gerwen, zwei Achtelfinals auf dem Floor, er schien auf dem Circuit richtig angekommen. Zuletzt auf der Summer Series ging es zweimal in die dritte Runde, womit er für die Players Championship Finals weiterhin auf Kurs ist. Der Vorsprung ist mit 1.000 Pfund denkbar dünn, weshalb er sich bei der Rückkehr zum Tour-Alltag keine Lücken erlauben darf. Noch wichtiger wäre das für den Erhalt seiner Tourkarte, bei der eigentlich alles an der WM hängt. Mal gerade 500 Pfund Rückstand hat er auf einen Platz im Ally Pally, im Gegensatz zu Schindler und Rodriguez wird er jedoch einen Sieg in London benötigen.

Leitinger und Siepmann mit Zeit

Hätte man Harald Leitinger und Steffen Siepmann erzählt, dass ihre Debüt-Saison so verlaufen wird, hätte man ihnen vermutlich nicht mehr als ein müdes Lächeln abknöpfen können. Beiden ist in der Anfangszeit kein großer Wurf gelungen, aber nach und nach stellten sich bessere Leistungen ein, die letztlich mit den ersten Siegen belohnt wurden. Durch die Pause haben die Zahlen bei beiden noch keine große Aussagekraft, aktuell sieht es nicht so aus, als würde es mit der WM-Teilnahme klappen. Das sollte dann für 2021 das erklärte Ziel sein.

 

Alle Stände in der Übersicht

Name Aktuelle Position Grand Prix
(Pro Tour)
PC Finals WM
(OoM)
WM
(Pro Tour)
Tour Card
CUT-OFF   16. (14.000) 64. (5.000) 32. (137.250) 32. (6.000) 64. (32.000)
Mensur Suljovic 14. (278.250)  - (26.000)*1 22. (12.000) 16. (205.000) - (17.000)*1 15. (190.000)
Max Hopp  29. (167.750)  64. (5.000) 100. (2.500) 35. (116.750) 78. (2.500) 35. (91.750)
Gabriel Clemens  36. (140.250) 5. (19.500) 16. (14.000) 34. (125.750)*1 3. (16.000) 31. (110.750)
Martin Schindler 55. (68.250)  74. (4.500)  114. (2.000) 64. (42.250) 70. (3.000) 62. (34.750)
Rowby-John Rodriguez 70. (31.500)  51. (6.000)  66. (4.500) 70. (31.500) 33. (5.500)  66. (31.500)
Christian Bunse 80. (15.500)  46. (7.000)  56. (5.500) 82. (15.500) 33. (5.500) 81. (15.500)
Harald Leitinger 125. (2.500)  99. (2.500)  103. (2.500) 128. (2.500) 78. (2.500) 128. (2.500)*2
Steffen Siepmann 136. (1.500)  99. (2.500)  145. (500) 122. (3.500) 78. (2.500) 122. (3.500)*2

*1 Bereits über Order of Merit / Pro Tour qualifiziert
*2 Zwei-Jahres-Tourkarte für die Spielzeiten 2020 und 2021

Eine seriöse Aussage zur European Championship lässt sich kaum treffen, da nur das erste Event sowie die Qualifikationen zu den Turnieren 2, 3 und 4 ausgespielt wurden. Was mit diesem Preisgeld passiert, ist von der PDC offiziell noch nicht bestätigt.

Weitere Informationen:

Alle geplanten Turniere in unserem [Turnierkalender]
Aktuelle Stände zu allen TV-Turnieren liefert unser [Majorrace]

Foto-Credits: Lawrence Lustig/PDC

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Quelle: dartsrankings.com

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