Donnerstag, 30. November 2023 18:13 - Dart News von dartn.de
Im Rahmen unseres dartn.de WM-Countdowns blicken wir zuerst auf die PDC-WM 2023 zurück. Michael Smith holte sich seinen ersten WM-Titel im Finale gegen Michael van Gerwen und krönte sich damit auch zum Weltranglistenersten. Für eine besondere Story sorgte Gabriel Clemens, der es als erster Deutscher in ein Halbfinale bei der WM schaffte und zusammen mit den TV-Quoten einen Hype auslöste. Aber auch viele Kuriositäten waren wieder dabei, u.a. verkleidete sich Peter Wright als Grinch und Gerwyn Price spielte mit großen Ohrenschützern.
Nachdem Michael Smith im November 2022 zuvor beim Grand Slam of Darts seinen ersten Major-Titel gewonnen hatte, triumphierte der "Bully Boy" erstmals auch bei der PDC-Weltmeisterschaft. Nach zwei verlorenen Finals behielt Smith dieses Mal auch im Endspiel die Nerven und die ganze Darts-Welt gönnte dem Engländer den größten Karriere-Erfolg. Nach einem Whitewash-Sieg gegen Nathan Rafferty musste Smith schon in Runde 3 gegen Martin Schindler kämpfen. Mit 1-3 lag Smith gegen den Deutschen deutlich hinten, aber der "Bully Boy" gewann drei Sätze in Serie zum Sieg. Gegen Joe Cullen (4:1) und Stephen Bunting (5:3) ließ Smith nichts anbrennen. Im Halbfinale erwartete Smith das Duell mit der deutschen Nr. 1 Gabriel Clemens, mit 6:2 war der Sieg vom Mann aus St. Helens keineswegs gefährdet.
Im Endspiel nahm es Michael Smith dann wieder einmal mit Michael van Gerwen auf. Der Niederländer sorgte mit einem 6:0-Sieg im Halbfinale gegen Dimitri van den Bergh für eines der deutlichsten Matches in der Ally Pally-Geschichte und stellte mit einem Schnitt von 108,28 Punkten dabei auch den höchsten Average der WM 2023 auf. Im Finale zwischen Michael Smith und Michael van Gerwen war das Spiel bis zum 3-3 in den Sätzen absolut ausgeglichen. Bis dahin gab es aber das größte Highlight der WM: Im zweiten Satz standen MvG und Smith jeweils mit sechs perfekten Darts auf 141 Rest. Van Gerwen verpasste die D12 zum 9-Darter und Smith gelang das perfekte Spiel, sodass in diesem Leg ganze 17 perfekte Darts geworfen wurde. Mit 6-3 ging Smith in den Sätzen in Führung, van Gerwen hatte die Möglichkeit auf 5-6 zu verkürzen. Das gelang ihm nicht und Smith drehte in Satz 11 einen 0:2-Rückstand zum Sieg auf der D8. Somit wurde er nicht nur Weltmeister, sondern auch Weltranglistenerster.
Neben den beiden Finalisten ging auch Peter Wright durch seinen Status als Titelverteidiger durchaus als Favorit ins Turnier. Durch gesundheitliche Probleme bei seiner Frau schien "Snakebite" im Vorfeld geschwächt und dieser Eindruck bestätigte sich dann auch im Turnier. Nach einem klaren Sieg gegen den harmlosen Mickey Mansell unterlag "Snakebite" bereits in Runde 3 gegen Kim Huybrechts deutlich mit 1-4.
Als Weltranglistenerster ging Gerwyn Price ins Rennen um den Titel. Dieser Rolle wurde der "Iceman" zunächst auch absolut gerecht. So siegte er u.a. gegen Raymond van Barneveld mit 4-0 und auch José de Sousa (4-1) stellte im Achtelfinale kein Problem dar. Das änderte sich im Viertelfinale schlagartig, wo Price gegen Gabriel Clemens antrat. Der Waliser gewann den Auftaktsatz und erhielt dann keinen einzigen Setdart mehr. Mit einem überdimensionalen Gehörschutz betrat Price nach dem vierten Satz die Bühne. Doch auch das half nicht, so wechselte er auf Ohrenstöpsel und kassierte trotzdem die 1:5-Niederlage. Nach dem Spiel ließ er verlauten, dass er daran zweifeln würde nochmal an der WM teilzunehmen. Wenig später löschte er seine Posts und seine Social Media Accounts vorerst. Ein großer Durchbruch wurde auch Josh Rock und Luke Humphries zugetraut, die beiden kamen jeweils ins Achtelfinale.
Gabriel Clemens konnte für Darts-Deutschland in neue Dimensionen der Weltmeisterschaft vordringen. Noch nie hat ein Deutscher zuvor das Viertelfinale der PDC-WM erreicht, der "German Giant" ging sogar noch einen Schritt weiter bis ins Halbfinale. Absolut souverän gewann Clemens zunächst gegen William O'Connor, einen Matchdart überstand der Saarländer dann gegen Jim Williams. Mit 4-1 besiegte Clemens den Schotten Alan Soutar eindeutig und somit war das Viertelfinal-Ticket gebucht. Dort kam es zu der angesprochenen Partie gegen Gerwyn Price (5-1), ehe Clemens gegen Michael Smith weitestgehend ohne Chance mit 2-6 verlor.
Erstmals gewann auch Martin Schindler ein Spiel bei der Weltmeisterschaft. "The Wall" ging als gesetzter Spieler in die durchaus anspruchsvolle Partie gegen Martin Lukeman, die er mit 3-1 für sich entscheiden konnte. Dabei checkte Schindler eine 170 zum Satzgewinn. Gegen den späteren Weltmeister Michael Smith lag eine Überraschung in der Luft, aber mit 3-4 musste sich der Strausberger doch noch geschlagen geben. In die dritte Runde ging es auch für Mensur Suljovic, der sich zunächst mit 3-0 gegen Mike de Decker behauptete. Auch gegen Michael van Gerwen war der Österreicher gut dabei, ein paar Fehler zu viel bedeuteten am Ende das 2-4 aus Sicht von "The Gentle".
Viel konnte sich Florian Hempel bei seiner zweiten WM auch nicht vorwerfen lassen. Als Sieger der Super League spielte er zunächst gegen Keegan Brown, den der Deutsche mit 3:2 bezwingen konnte. Es folgte das Zweitrundenmatch gegen Luke Humphries und hier ging Hempel mit 2-1 in Führung. Danach schnappte sich "Cool Hand Luke" aber zwei Sätze in Folge und nahm den Deutschen aus dem Turnier. Unzufrieden musste Rowby-John Rodriguez mit seiner WM sein, denn er unterlag bereits gegen die Auftakthürde Lourence Ilagan. Im Decider des Entscheidungssatzes war der Spieler von den Philippinen nervenstärker und schickte "Little John" nach Hause.
Die PDC-WM 2023 war die erste Weltmeisterschaft seit 2021, die ohne Corona-Beschränkungen auskam. Somit war die Stimmung in der Halle wieder bestens, dafür gab es aber andere Anpassungen im Zeitplan. Wegen der parallel stattfinden Fußball-WM in Katar wurden einige Sessions im Ally Pally ein wenig verlegt. Zum Glück war das Eröffnungsspiel bei der Darts-WM im Gegensatz zum Fußball (Katar-Ecuador) aber nicht das verdiente Auftaktmatch. Mickey Mansell und Ben Robb rissen nur wenige Zuschauer vom Hocker, das tat Peter Wright zum Abschluss des Abends schon eher durch seine Verkleidung als Grinch. Drei Damen waren bei der WM 2023 dabei, einzig Lisa Ashton kam einem Auftaktsieg gegen Ryan Meikle (2-3) nah. Fallon Sherrock verlor drei Sätze mit 2:3 gegen Ricky Evans mit Weihnachtsmann-Walkon und für Beau Greaves gab es keinen Satzgewinn. Allgemein war es beinahe sensationell, wie wenige Überraschungen es gab. Nur drei Gesetzte (Daryl Gurney, James Wade und Callan Rydz) blieben an ihrer Auftakthürde hängen. Die anderen 29 Seeds kamen hingegen in Runde 3. Als einzige ungesetzte Spieler schafften es Josh Rock und Alan Soutar ins Achtelfinale.
Für Internationalität wurde vor allem in der ersten Runde gesorgt. So gewann Grant Sampson aus Südafrika überraschend sein Auftaktspiel gegen Keane Barry. Auch die USA, die Philippinen und Kanada waren in der zweiten Runde noch vertreten. Zumindest für Kanada in Person von David Cameron wäre es fast nicht dazu gekommen. Mit 0-2 lag er gegen Ritchie Edhouse hinten, dann setzte sich die berühmte Ally Pally Wespe auf seine Schulter. Mit dem Glücksbringer kam "Excalibur" dann tatsächlich noch durch, obwohl er bei 92 Rest zum Matchgewinn auch noch den falschen Weg spielte, er ging mit dem Matchdart auf die Doppel 20 statt auf Bull. Das Spielniveau war auch bei der WM 2023 wieder hoch. Ein neuer 180er-Rekord wurde mit 901 Stück aufgestellt, das waren 21 mehr als beim bisherigen Rekord im Jahr 2018. Der bereits angesprochene 9-Darter von Michael Smith im Finale wird wohl für immer in Erinnerung bleiben. Es war der einzige 9-Darter des Turniers, während Dirk van Duijvenbode und Lewy Williams acht perfekte Darts spielten. Aber auch in der Anfangsphase des Turniers gab es immer wieder neue Rekorde, wie zum Beispiel in der dritten Runde. Hier warfen Dirk van Duijvenbode und Ross Smith insgesamt 31 Maxima in einem Spiel. Außerdem blieb Gerwyn Price mit seiner Ohrenstöpsel-Aktion in Erinnerung, sowie ein großer Hype.
Auch durch das gute Abschneiden von Gabriel Clemens war die Aufmerksamkeit für die Darts-WM so groß wie nie zuvor. Alle großen Medienhäuser berichteten über das Spektakel im Ally Pally und das spiegelte sich auch in den TV-Quoten wieder. Im Halbfinale zwischen Gabriel Clemens und Michael Smith schalteten in der Spitze ganze 3,78 Millionen Menschen ein. Dies war ein bahnbrechender neuer Rekord, denn bisher war das WM-Finale 2022 zwischen Wright und Smith mit 2 Millionen Zuschauern ganz vorn. Es war also fast eine Verdopplung des bisherigen Rekords, was auch Marktanteile von rund 12% mit sich brachte. In der Zielgruppe (Männer zwischen 14 und 49 Jahren) holte Sport1 sogar den Tagessieg mit 24,9%. Hinzu kommen doch die Zuschauer von DAZN, die aber nicht veröffentlicht werden. Auch das Finale hatte wieder gewohnt starke Quoten. Aber auch schon im Dezember gab es immer wieder neue positive Nachrichten für Sport1. So lag man immer wieder auch vor parallel stattfindenden Sportübertragungen anderer Sender (NFL auf Pro7, Vierschanzen-Tournee-Qualifikation bei der ARD). Insgesamt war die WM 2023 ein riesiger Schritt für mehr Interesse für den Dartsport in Deutschland, was sich nicht zuletzt auch durch die stark gestiegenen Mitgliedszahlen im DDV zeigte.
Alle Ergebnisse der letzten WM findet ihr in unserem [WM 2023 - Turnierarchiv]
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Foto-Credit: Taylor Lanning (PDC)
[ks]
**Quelle: dartn.de
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